Buchhandlung Belling
Unternehmensdaten
Geschäft: Buchhandlung Belling
Gegründet: 01.02.2019
Geschäftsart: Buchhandlung
Inhaber: Finn-Uwe Belling
Straße: Mühlenbrücke 2a, 23552 Lübeck, Parkgelegenheiten: Direkt vor der Tür und rund um den Mühlenteich (rollstuhlgerecht)
Telefonnummer: 0451 37059206
Email: info@buchhandlung-belling.de
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 10:00 – 18:00 Uhr, Sa. 10:00 14:00 Uhr
Homepage: https://www.genialokal.de/buchhandlung/luebeck/belling/
Facebook: https://www.facebook.com/BuchhandlungBelling/
Instagram: https://www.instagram.com/buchhandlungbelling/
Buchhandlung Belling und dessen Geschichte
Lübeck besticht durch seine kulturelle Vielfalt. Seit Februar 2019 bereichert die Inhabergeführte Buchhandlung Belling in der Mühlenbrücke 4 die literarische Szene der Hansestadt. Neben dem sorgsam ausgewählten und breit gefächerten Sortiment an Büchern für jeden Geschmack bietet Inhaber Finn-Uwe Belling zahlreiche Veranstaltungen wie Büchertische oder Lesungen an. Auch wenn die Anzahl an Buchhandlungen bundesweit sinkt, ein Rückgang an Lesern ist in dieser Lübecker Buchhandlung nicht zu Verzeichnen – die Eingangstür steht selten still.
Ein Wohlfühlort auf 25qm
Weiße Regale voll sorgsam ausgesuchter Literatur jeglicher Genres laden zum Verweilen ein – und das auf 25qm. Für viele Kunden der Buchhandlung Belling ist diese seit Februar 2019 existierende Buchhandlung längst ein Wohlfühlort geworden. Was sich auf den ersten Blick bei dieser Größe kaum vermuten lässt ist genau das, was die Kunden schätzen: Inhaber Finn-Uwe Belling hat fast jeden Kundenwunsch vor Ort im Laden, die Auswahl an Büchern ist breit gefächert. Das liegt vor allem daran, dass sich Finn-Uwe Belling sehr gerne von seinen Kunden inspirieren lässt. Die vielen Gespräche und inspirierenden Erlebnisse mit seiner Kundschaft sind das, was der Beruf des Buchhändlers für ihn ausmacht. Und so führt er seit einem Jahr erfolgreich diese kleine wunderschöne Buchhandlung in Lübeck.
Doch wie kam es überhaupt dazu?
Ein Leben voller Bücher
Finn-Uwe Belling, 1981 im Marien-Krankenhaus geboren, verbrachte die meisten Wochenenden in der Buchhandlung Weiland, damals noch in der Königstraße angesiedelt. Sein Vater liebte die samstäglichen Einkaufsbummel durch den Laden, und so wuchsen Finn-Uwe Belling und seine drei Geschwister mit dem Lesen von Büchern auf. Schon damals fühlte sich der heutige Inhaber der Buchhandlung Belling keinem Genre zugehörig, las gerne viel und aus verschiedensten Themengebieten. Eintauchen in die vielen verschiedenen Welten, vor dem geistigen Auge neue Dinge zu entdecken, das liebt er noch heute.
Als es dann zum Ende der Schulzeit um das Absolvieren eines Praktikums ging, fragte Finn- Uwe Belling auf Anraten seiner Mutter („Das haben deine Brüder auch gemacht“) ein Praktikum bei Weiland an. Schnell stellte er fest, dass der Beruf des Buchhändlers Feuer in ihm entfachte. Kurzentschlossen verließ er nach der zwölften Klasse die Schule und begann eine Ausbildung zum Buchhändler bei Weiland. Doch mit dem Beruf des Buchhändlers lässt sich in erster Linie wenig Geld verdienen, und so probierte Finn-Uwe Belling noch diverse andere Jobs aus.
Als er durch eine gut bezahlte Arbeit im Vertrieb merkte, dass er weniger für Verkaufszahlen, sondern mehr für gute Buchempfehlungen bekannt und beliebt war, war es an der Zeit, in den Buchhandel zurückzukehren. Der nächste Abstecher folgte zu einem Selfpublishing-Distributor nach Norderstedt. Doch Finn-Uwe Belling hatte unlängst seine Frau kennengelernt und die lange familienunfreundliche Fahrzeit zehrte an seinen Nerven. Mit der Rückendeckung seiner Familie gründete er im Februar 2019 seine eigene Buchhandlung in Lübeck.
Familie und Mehr
Wie das Thema seiner Buchhandlung Literatur und mehr für die ganze Familie vermuten lässt, hat Familie einen hohen Stellenwert für Finn-Uwe Belling.
Im letzten Sommer kam Sohn Lasse zur Welt, Frau und Kinder bezeichnet Finn-Uwe Belling als sein großes Glück. Freiräume für die Familie kann er sich mit Hilfe seiner Schwiegermutter schaffen, die zum Beispiel mittwochs in der Buchhandlung arbeitet, so dass der Inhaber wertvolle Familienzeit mit Frau und Kindern verbringen kann. Denn auch wenn die Buchhandlung um 10:00 Uhr öffnet, ist Finn-Uwe Belling oft schon ab acht Uhr mit seinem Fahrrad unterwegs und liefert Bücher an die Stadtbibliothek, Schulen, Praxen, Kanzleien oder Privatkunden.
Das Herausstellungsmerkmal dieser Lübecker Buchhandlung ist der Inhaber selbst, der durch seine Leidenschaft für seinen Beruf, seine Kundschaft und die Bücher begeistert und dem Lübecker Buchladen eine ganz besondere Atmosphäre verleiht.
Interview mit Finn-Uwe Belling von der Buchhandlung Belling
Buchhändler Finn-Uwe Belling
Interview mit Finn-Uwe Belling, Inhaber der der Buchhandlung Belling in der Mühlenbrücke 4. Finn liebte schon immer Bücher. Das Interview geht ca. 44 Minuten. Man kann quasi die Leidenschaft für Bücher am Klangbild seiner Stimme raushören. Es lohnt sich immer in der Buchhandlung Belling vorbeizusehen, Finn hat stets eine gute Buchempfehlung zur Hand.
Video vom Interview mit Finn-Uwe Belling aus der Buchhandlung Belling
Nicht nur das Finn ein Herzblut-Buchhändler ist, er ist auch ein Mensch dem man gerne zuhört. Im Interview gab es einige Situationen, bei denen ich Herzhaft lachen musste. Aber schaut es euch an, was Finn über seine Arbeit als Buchhändler erzählt.
Aus dem Interview mit Finn-Uwe Belling
Finn-Uwe Belling: „Das geht nur, wenn man in irgendeiner Form extrovertiert ist. Ich habe im Laufe meiner Berufsjahre mitbekommen, was es bedeutet, wenn der Buchhändler vielleicht nicht so unbedingt im Vordergrund stehen kann und auch nicht möchte. Wo man sich dann selber immer fragt, warum wird er dann Buchhändler. Und natürlich gibt es auch den Aspekt des Literarischen, des Künstlerischen, des Kulturellen, um Buchhändler zu werden. Und für mich, ich liebe Bücher, aber ich liebe halt auch eben den Kontakt mit den Menschen.
Ich liebe das Quatschen. Ich bin einfach wahnsinnig gerne hier auf der Fläche. Wie so ein Schauspieler. Das finde ich großartig. Das macht für mich den Laden hier aus. Ich habe auch keine Angestellten. Nicht, weil ich nicht könnte, sondern ganz ehrlich, momentan vielleicht auch deswegen, weil ich nicht unbedingt will. Weil das hier mein Laden ist. Und ich möchte eigentlich nicht den Laden mit jemand anderem teilen müssen, auf den ich dann irgendwie Rücksicht nehmen muss. Ich weiß gar nicht, wie ich als Chef eigentlich sein würde. Also wenn ich so Chef bin, wie ich Papa bin, dann wäre ich wahrscheinlich ein ziemlich strenger Papa. Jetzt lacht meine Frau gerade.“
Leitung der Kinderbuchabteilung
Die Leitung der Kinderbuchabteilung seiner Buchhandlung hat schon längst seine dreijährige Tochter Mathilda übernommen. Fast jedes der unzähligen Kinderbücher geht zuerst durch ihre Hände und wird ehrlich beurteilt mit „Oh Papa, das mag ich“ bis hin zu „Nein, Papa, du kannst aufhören, das finde ich doof“. Dabei lässt sich Mathilda nicht von ungefragten Einwürfen ihres Vaters beirren, es handele sich um Beststeller, die gerade überall gelesen würden. „Ja, aber ich nicht“, ist die klare Ansage und so stehen nicht immer alle Bestseller in den Regalen seiner Buchhandlung, dafür aber Empfehlungen mit Herz seiner Tochter oder anderer Kunden.
Buchempfehlungen – Familie und mehr
Die Gespräche mit den Kunden, ihre Geschichten und Buchempfehlungen, das gemeinsame Hobby Lesen – das ist es, was den Beruf des Buchhändlers für Finn-Uwe Belling ausmacht. Fragt man den Inhaber nach dem einen Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte, sind „Fundbüro“ von Siegfried Lenz und „Zwei an einem Tag“ von David Nicholls die zuerst genannten. „Im Roman „Fundbüro“ geht es auch um einen jungen Mann, der allein schon durch seine Familie ziemlich viel hätte werden können. Und das wollte er aber alles nicht. Er wollte lieber seinen eigenen Weg gehen, und zwar wollte er im Fundbüro der Deutschen Bahn arbeiten, um Menschen etwas zurückzugeben.
Und in dieser Geschichte erlebt er die Geschichten von Verlust, davon etwas wiederzufinden, die Gespräche dazu, wie es dazu kommt, warum verliert jemand so etwas. Und das war einer dieser Romane, den ich damals praktisch in einer Nacht verschlungen habe. Weil ich schon damals wusste, das ist etwas, was ich mein Leben lang mit mir tragen werde, diese Geschichte.“ Just ein paar Tage vor diesem Interview empfahl Inhaber Finn-Uwe Belling einer Kundin dieses Buch, da sie etwas Ähnliches für ihren Sohn suchte – und bekam eine begeisterte Dankes-Email für seine Empfehlung.
Auf kein Genre spezialisiert
Frei nach dem Motto „Literatur ist immer Literatur, weil Literatur“ hat sich Finn-Uwe Belling mit seiner Lübecker Buchhandlung auf kein Genre spezialisiert, zumal Bücher das Leben ohne Begrenzung wiederspiegeln und oft Bezüge bieten, die über ein einzelnes Genre hinausgehen. Neben Sachbüchern gibt es eine erlesene Auswahl an Kriminalromanen, Literatur zu Lübeck und Geschenkbücher. Zudem Klassiker von Günter Grass und „Momo“ sowie auch die neuen Titel großer und kleiner Verlage als auch von Selfpublishern. Was nicht da ist, kann zum nächsten Tag bestellt werden.
Nicht nur Bücher findet man in seiner Buchhandlung, auch VFB Lübeck Fanartikel oder die Bilder von Kristin Theißen von StoneEmotions. Bald kommen noch Fotos von André Leisner und auch schon bald Osterartikel dazu. Wenn es eine Neuveröffentlichung anbietet, wird das Schaufenster passend zum Thema vom Inhaber selbst gestaltet. Ohnehin ist das Schaufenster ein Bezugspunkt seiner Kundschaft geworden. Steht mal zufälligerweise keine Blume aus dem Lübecker Blumenhaus Gutjahr vor dem Schaufenster, kann es schon passieren, dass eine besorgte Kundin nach dem Rechten fragt. Sein Kundenstamm setzt sich aus Buchliebhabern jeglicher Generation zusammen.
Kunden zwischen 1 und 99 Jahren
Mit einem Schmunzeln vermutet er das Alter seiner Kunden zwischen 1 und 99 Jahren. Das läge auch an der besonderen Lübecker Nachbarschaft, der Domgemeinde, die sich unglaublich über diese Lübecker Buchhandlung freut und das Angebot an Büchern in Lübeck durch persönliche Empfehlungen bereichert. Da ein Großteil seiner Kunden mittlerweile Stammkunden sind kann Finn-Uwe Belling wiederum immer passendere Empfehlungen geben, je nach Humor, Geschmack und Vorlieben des jeweiligen Kunden. Häufig kommen diese dann erneut in den Lübecker Buchladen, um dann gleich mehrere der vom Inhaber empfohlenen Bücher zu kaufen – als Geschenke für Freunde und Familie.
Weil auch die junge Generation der Nachbarschaft von 10 bis 14 ausgesprochen gerne liest hat Inhaber Finn-Uwe Belling das Angebot für diese jungen Buchliebhaber fast verdoppelt.
André: „Es werden ständig neue Bücher veröffentlicht. Wie behältst du da den Überblick?“
Circa 80.000 Bücher erscheinen im Jahr
Finn-Uwe: „Es sollen wohl so um die 80.000 immer sein, die im Jahr rauskommen. Wir Buchhändler haben das große Glück, dass die Verlage uns schon ab Weihnachten mit Vorschauen über das informieren, was im Frühjahr erscheint. Dann gibt es die zwei wunderbaren Buchmessen in Leipzig und in Frankfurt, wo man stöbern und einkaufen kann. Und ansonsten eben Entdeckungen über Kunden, Zeitungen, und Zeitschriften. Die Verlage schreiben auch, der und der Titel kommt, dazu gibt es einen Artikel in der FAZ, oder der geht auf alle Fälle ins Fernsehen, zu Lanz zum Beispiel.
Lanz zieht, das wird hier ganz oft nachgefragt. Und auch mit tagesaktuellen Geschehnissen muss man rechnen. Was bei den Empfehlungen natürlich hilft, ist die Erfahrung. Der Kunde, der heutzutage eine Buchhandlung betritt, kann etwas erwarten, denn als Alternative hat er ja noch das Internet. Er kann eine fundierte Beratung, ein gutes Gespräch erwarten. Und er kann auch vielleicht sogar noch erwarten, dass man auch abseits der klassischen Empfehlung noch etwas parat hat an Geschichten drum herum. Das finde ich unglaublich wichtig. Und für mich als Inhaber aus Leidenschaft ist es schwierig, dann zu sagen: ‚Ich stelle jetzt jemanden ein, Hauptsache, ich habe jemanden, damit ich auch mal in Urlaub fahren kann oder auch mal früher Feierabend machen kann.‘ Das sehe ich momentan noch nicht bei mir.“
André: „Welche Frage hörst du hier häufiger, wenn Kunden reinkommen? Gibt es eine bestimmte Frage, die du häufig hörst?“
Warum macht man sich heutzutage als Buchhändler selbstständig?
Finn-Uwe: „Um ehrlich zu sein, ist die häufigste Frage eigentlich, warum oder wie man sich in der heutigen Zeit noch selbstständig machen kann als Buchhändler. Als Antwort werde ich allerdings dann sozusagen entdeckt. Meine Kunden begreifen schnell, dass diese Buchhandlung nicht auf einem hohlen Zahn geboren ist, sondern hier steckt schon was dahintersteckt. Als zweites kommt dann immer ein Kommentar zu den 25 Quadratmeter nach dem Motto: ‚Na ja gut, Sie werden das Buch wahrscheinlich nicht dahaben.‘ Ich mag ganz besonders dann den Gesichtsausdruck, wenn ich dann sage: ‚Doch, das habe ich im Regal stehen.‘
Viele Touristen in den Sommerferien
Ich glaube, viele Kunden kommen erst mal rein, und realisieren erst dann: ‚Ah, eine Buchhandlung.‘ Zum Beispiel die unfassbar vielen Touristen in den Sommerferien. Ich habe hier Kunden gehabt, die in ihren eigenen Städten mit drei- oder viertausend Einwohnern, keine Buchhandlung mehr haben. Jahrzehntelang sind sie mit der Buchhandlung groß geworden, die hat geschlossen, und danach kam nichts. Und dann kommen sie auf einmal nach Lübeck, und das Erste, was sie sehen, ist eine kleine Buchhandlung. Das finden sie natürlich total faszinierend – und das ist ja auch etwas, das Lübeck ganz besonders macht. Es gibt ja nicht nur mich, sondern es gibt ja auch noch viele weitere kleine, inhabergeführte wunderschöne Buchhandlungen. Zwei von unseren Buchhandlungen sind Buchhandlung des Jahres geworden.“
Vielfalt als Motto: Lesungen und Veranstaltungen
Die Buchhandlung Belling liegt an einer der Hauptwege in die Innenstadt und zieht neben lesefreudigen Lübeckern auch sehr viele Touristen an, was die letzten Sommerferien schon bewiesen haben. „Weil wir ja das Glück haben, dass wir eine unglaublich schöne Stadt sind, und dementsprechend auch unfassbar viele Touristen haben. Und gerade die Sommerferien, die habe ich mir auch für dieses Jahr rot im Kalender angestrichen, da ist dann Urlaubssperre für alle. Das war schlichtweg unglaublich. Ich hatte wirklich jedes Bundesland hier.
Kunden aus allen Bundesländern
Ich habe schon überlegt, ob ich mir mal so eine Deutschlandkarte mache, so nach dem Motto: „Wieder ein Fähnchen, ein Bundesland.“ Und das, obwohl die Buchhandlung nach Aussage der Mutter des Besitzers eigentlich auf der falschen Straßenseite liegt: „Finn, ich gehe doch immer auf der anderen Straßenseite in die Stadt.“ Mit dieser Meinung war sie nicht alleine und einige weitere Kunden brauchten ein paar Wochen, um die Straßenseite zur Buchhandlung zu wechseln. Mit der Einkaufspassage in unmittelbarer Nähe und viel Laufkundschaft steht die Eingangstür dennoch nie still.
Finn-Uwe: „Bei 25 Quadratmetern muss man schon genau überlegen, was man da stehen haben will. Was ich weiterentwickle, ist die Präsentation meiner Bücher. Dementsprechend brauche ich aber auch ein paar mehr Meter an der Wand. Welche Veränderungen das mit sich bringen könnte, ist bislang noch nicht abzusehen.
Lübecker Buchhandlung mit 25 Quadratmetern
Trotz oder vielleicht gerade wegen der einladenden und behaglichen 25 Quadratmeter erfreuten sich die vielen Veranstaltungen, die Finn-Uwe Belling in seiner Lübecker Buchhandlung im letzten Jahr anbot, großer Beliebtheit. Die Lesung zum Thema Günter Grass wurde von einem renommierten Schauspieler gelesen, es gab Sushi von Arsién und guten Wein. „Der ganze Abend sollte so zwischen neun und halb zehn Ausklang finden. Und ich glaube, die letzten sind so gegen Mitternacht gegangen. Wenn der Autor und das Buch gut vorgetragen werden und die Kunden alle entspannt sind, das habe ich selbst in meiner Karriere als Buchhändler und auch in verschiedenen Buchhandlungen immer wieder mitbekommen, entstehen da die besten Abende.
Bücher die einen ein Leben lang begleiten
Und das Schöne an Günter Grass ist, dass er auch in 100 Jahren noch in irgendeiner Form populär sein und halt eben gelesen werden wird. Und das finde ich, ist das Faszinierendste an Literatur, dass ich praktisch ein gebündeltes Packen Papier hier habe, das seinen Weg geht und in ein paar Jahrzehnten immer noch bei den Kunden im Schrank steht oder herausgenommen oder mal wieder gelesen wird, wieder entdeckt wird. Daher tue ich mich auch immer schwer mit dem Begriff Lieblingsbuch, weil es einfach so viele Bücher gibt, die mich über das ganze Leben lang begleitet haben. Die auch hier unter anderem immer mal wieder aufzufinden sind.“
Bücher als Brücke zwischen Menschen
Zu Eselsohren oder Lesezeichen („Natürlich habe ich immer ein Foto meiner Frau in einem der 24 Bücher, die so um mein Bett herumliegen“) hat der Inhaber der Buchhandlung Belling ein ganz pragmatisches Verhältnis: Man habe das Buch schließlich bezahlt, also könne man auch damit machen, was man wolle. In manchen Büchern voller schöner Formulierungen („Was dann nachher so schön fliegt“ von Hilmar Kluthe) unterstreicht er schon einmal Sätze und knickt noch zusätzlich Eselohren in die Seiten, um die Passagen schneller zu finden. Und manchmal merkt er sich einfach nur die Seitenzahl, sozusagen als Gedächtnistraining.
Gesprächsstoff Eselsohren und Bücherregale
„Aber das ist ja auch was Schönes. Man sieht dieses Buch, man kommt zu einem Menschen zu Besuch, kommt zu einem Bücherregal und sieht sofort vielleicht die Eselsohren. Und dann ist gleich der erste Satz: ‚Oh Mensch, da sind aber viele Eselsohren drin. Warum?‘ Und man hat sofort ein Gespräch. Zum Beispiel das dritte Date, wenn man das erste Mal nach Hause kommt, dann hat man ja gleich ein Thema. ‚Ach Mensch, du liest das. Warum denn das?‘ Und eh man sich versieht, weiß man mehr über einen Menschen, als wenn man über Whatsapp versucht, sich Nachrichten zu schicken.“
André: „Also deine Empfehlung fürs Dating, mehr lesen und Bücher zuhause haben.“
Finn-Uwe Belling: „Definitiv. Bücher zuhause zu haben ist immer ein super Thema. Nenn mir eine Frau, die nicht auf Männer steht, die lesen. Und umgekehrt. Also jedenfalls geht es mir so. Ich kannte zum Beispiel mal eine vor vielen, vielen, ganz vielen Jahren, also weit bevor ich meine Frau kennengelernt habe, da habe ich ein Leseexemplar auch vom Verlag geschickt bekommen. Und bin abends nach Hause, und ich hatte noch zwei Stunden, bis die junge Dame mich dann abholen wollte. Also ein erstes Date. Und ich habe dieses Buch angefangen, und ich habe gelesen und gelesen und gelesen. Ich habe es mir richtig gemütlich gemacht. Und auf einmal klingelte es. Es war wirklich wie in so einem Film. Ich ging dann zur Tür.
Gute Bücher lassen einen die Zeit vergessen
‚Na Finn, bist du soweit?‘ Ich so: ‚Ach Gott, das Date.‘ Sie antwortete: ‚Finn, das ist jetzt nicht dein Ernst. Und überhaupt, wie siehst du denn aus, willst du dich nicht mal umziehen?‘ Wir wollten eigentlich ins Theater. ‚Ja, können wir das verschieben?‘ Und sie hat gesagt: ‚Das ist ja wohl jetzt nicht dein Ernst, was hast du denn? Ist da jemand bei dir? Hast du Besuch?‘ Ich: ‚Nein, ich habe keinen Besuch, ich lese nur gerade ein Buch, was ich unbedingt auslesen möchte.‘ Damals war das tatsächlich „Zwei an einem Tag“ von Nicholls. Das war ein Buch, das musste ich lesen. Das habe ich so oft verkauft, dass damals selbst der Verlag gesagt hat, unsere Buchhandlung hat das so oft verkauft wie Thalia irgendwie nicht zusammen. Das war ein Buch, das war wirklich für mich lebensverändernd. Und es bliebt übrigens auch nur bei dem einen Date. Sie hat meine Leidenschaft nicht so richtig nachvollziehen können. Aber ich glaube, das war auch in Ordnung.“
Alte ausgelesene Bücher spenden
Literatur verjährt nicht, zumindest in den seltensten Fällen. Anders verhält es sich mit Fachliteratur, die, vor allem im Bereich der Medien und Medizin, immer schnelllebiger wird. Davon, sich sofort eine Neuauflage zu kaufen, rät Finn-Uwe Belling jedoch ab: „Fragen Sie sich: brauche ich diese Neuauflage wirklich? Wir bestellen natürlich auch gerne zur Ansicht mal, gerade bei solchen Themen, wo man sich nicht hundertprozentig sicher ist. Wo das Internet nicht genug zur Verfügung stellt.“ Will man dennoch Bücher entsorgen und weiß nicht wohin, gibt es in Lübeck tolle Vereine oder die kleinen Bibliotheken, die sich über die Bücher freuen. Dabei ist die Stadtbibliothek die erste Adresse. Beim Schlendern durch die vielen malerischen Gassen empfehlen sich auch Bücherkisten in den verschnörkelten Eingängen sehr.
Lübeck – wunderschöne bibliophile Stadt
Nicht umsonst wurden unlängst zwei inhabergeführte Lübecker Buchhandlungen mit Preisen als Buchhandlungen des Jahres ausgezeichnet. Viele der Lübecker Kunden organisieren sich in der Bewegung Fridays for future, im Sommer steht das Hansekulturfestival an. Darüber hinaus kann die Hansestadt Lübeck mit vielen unabhängigen oder Verlagsautoren aufwarten, mit denen Finn-Uwe Belling in regem Austausch steht und literarische Highlights organisiert. Mit seinen Buchempfehlungen ist er im Familienmagazin Lüttbecker vertreten, das an Schulen und Kindergärten ausgelegt wird. Weitere Einträge befinden sich im Einkaufsführer, dem Stadtplan und Gästeführer Schmidt-Römhild. Online sind die Instagram- und Facebook-Profile seiner Buchhandlung sowie die genialokal.de-Seite mit seinem Online-Shop starke Kundenmagneten.
Vernetzung einzelner Lübecker Unternehmen
Die direkte Nachbarschaft seiner Buchhandlung ist eng vernetzt: Gegenüber befindet sich Arsién mit seinem grandiosen Sushi, auf der gleichen Straßenseite das Reisestübchen, ein Tätowierer und neuerdings ein angesagter Friseur. „Ich fühle mich hier einfach total wohl, einfach geliebt. Ich weiß, das ist ein großes Wort, aber das merkt man hier einfach. Das finde ich unglaublich schön. Das bewegt mich jeden Morgen dazu, mit einem Lächeln aufzustehen und zu sagen: ‚So, ich gehe dann mal in die Buchhandlung.‘ Und ja, das bringt einfach wahnsinnig viel Spaß.“
Nachhaltigkeit und Lübecker Lokalität liegen ihm am Herzen, mit seiner Buchhandlung Belling ist er eine von 650 Buchhandlungen des Netzwerkes genialokal.de, das den regionalen Buchhandel unterstützt.
André: „Welches Buch liegt derzeit auf deinem Nachttisch?“
Finn-Uwe: Momentan liegt auf meinem Nachttisch „Propaganda“ von Steffen Kopetzky. In dem Roman geht es um amerikanische Einheiten, die kurz nachdem sich die Amerikaner am Zweiten Weltkrieg beteiligt haben, in Deutschland landen. Auch wieder hier: „Literatur ist immer Literatur, weil Literatur.“ Ich habe zum Thema „75 Jahre Auschwitz“ auch wieder Bücher über Auschwitz gelesen. Ein schlimmes und sehr bewegendes Thema. Dazu gibt jedes Jahr wieder neue Bücher. Und jetzt gerade gab es einen Fotoband mit neu entdeckten Fotos aus Auschwitz, der mich unglaublich mitgenommen hat.
75 Jahre Auschwitz
In das Thema wollte ich mich gerne vertiefen: Was sind das eigentlich für Menschen, die in Auschwitz gearbeitet haben. Die solche Dinge getan haben, über Jahre, in einer Selbstverständlichkeit nach dem Motto: ‚Job ist Job. Und mir wurde es ja befohlen.‘ Welche Menschentypen sind das? Und so kam ich auf den Roman „Propaganda“, der mir letztes Jahr von einem Kunden sehr empfohlen wurde. Im Weihnachtsgeschäft habe ich den sehr gut verkauft. Aber wenn du mich so fragst, ich habe auch noch 20, nein 23 andere Bücher, die rund um mein Bett herum liegen. Ich bekomme ja auch Leseexemplare.
Tolle Zusammenarbeit mit Selfpublishern
Verlage, die sagen: ‚Mensch Herr Belling, können wir uns vorstellen, wäre vielleicht ein schönes Buch für Sie. Wollen Sie da nicht mal reinlesen?‘ Ich arbeite auch ganz toll mit Selfpublishern zusammen. Autoren, die keinen großen Verlag hinter sich haben, aber unglaublich fit sind im Marketing und in der Selbstvermarktung. Und auch da gibt es manchmal Bücher, die jetzt gerade unglaublich gehypt werden, aber zu denen ich jetzt leider keinen Bezug habe. Also werden diese hier wahrscheinlich noch nicht so unbedingt zu finden sein. Aber wer weiß, vielleicht habe führe ich es dann im Ostergeschäft und die Kunden werden es kaufen.“
André: „Gibt es noch etwas, was du den Lesern zum Schluss mitteilen möchtest?“
Finn-Uwe: Ich freue mich über jedes neue Gesicht hier in meiner Buchhandlung. Über jedes Gesicht, das vielleicht durch das Interview auch seinen Weg in meine Buchhandlung findet. Und ich freue mich auch darüber, dass ich auf deiner Seite sein darf und du deine tollen Bilder hier präsentierst. Ich freue mich über jeden Kunden, der in den Laden kommt, vielleicht nicht nur Bücher haben will, sondern einfach auch mal erzählen möchte, warum er zum Beispiel jetzt gerade ein Buch mit großer Begeisterung liest.
Und ich freue mich über das Kennenlernen von neuen Menschen. Vielleicht auch über neue Kontakte, die sich damit ergeben. Neue Möglichkeiten, neue Ideen für Lesungen. Orte von Lesungen, an die ich selber noch gar nicht gedacht habe. Also von daher freue ich mich sehr, dass sich das weiter hier alles entwickelt, wie es das bisher getan hat. Es ist alles im Fluss. Das bringt unglaublich viel Spaß.