Restaurant Schiffergesellschaft
Unternehmensdaten
Geschäft: Restaurant Schiffergesellschaft
Eröffnung am: Neueröffnung am 7. März 2015
Geschäftsart: Restaurant
Inhaber: Frank Höhne und Michael Engel
Straße: Breite Str. 2
PLZ/Ort: 23552 Lübeck
Telefonnummer: 0451 76776
E-Mail: restaurant@schiffergesellschaft.de
Öffnungszeiten: Mo.-So. täglich von 11:00 – 23:00 Uhr
Homepage: http://schiffergesellschaft.de
Facebook: https://www.facebook.com/Schiffergesellschaft/
Schiffergesellschaft zu Lübeck – Eine Reise durch die Zeit
Im Jahr 2001 war es genau 600 Jahre her, als die Schiffergesellschaft zu Lübeck gegründet wurde. 600 Jahre, die voll sind von Seefahrt, Schiffen und Schifferbrüdern. Gerne möchten wir Dich an dieser Stelle auf eine kleine Zeitreise einladen – eine Reise zurück in das späte Mittelalter, die am Anfang des aktuellen Jahrtausends enden wird. In diesem Artikel wirst Du erfahren, was es mit der Schiffergesellschaft zu Lübeck auf sich hat und warum sich diese Vereinigung bis heute über viele Jahrhunderte hinweg halten konnte und zu einem echten Lübecker Volksgut geworden ist.
Lübeck und seine Schiffergesellschaft
Die gesamte Geschichte Lübecks, auch bekannt als ehemalige „Königin der Hanse“, ist eng verknüpft mit der Seefahrt. Im Mittelalter war Lübeck eine bedeutende Wirtschaftsmacht und erreichte insbesondere durch den Handel auf dem Seeweg großen Wohlstand. Aus diesem Grund war eine enge Beziehung zwischen der Hansestadt und der Standesorganisation der Seeleute, der Schiffergesellschaft, nicht verwunderlich. Die Schiffergesellschaft arbeitete seit ihrer Gründung in beinahe allen Fragen, die den Hafen und die Seefahrt betrafen, sehr eng mit der Hansestadt Lübeck zusammen.
Ein kleiner Exkurs: Das Restaurant „Schiffergesellschaft zu Lübeck“
Heutzutage verstehen Lübecker unter der Schiffergesellschaft zu Lübeck nicht nur die historische Seefahrer-Vereinigung, sondern gleichzeitig auch ein hervorragendes Restaurant mit einzigartigem historischem Ambiente. Allein durch dieses inzwischen denkmalgeschützte Haus wird ein Großteil der Geschichte seiner Eigentümerin ansprechend und zugleich eindrucksvoll dokumentiert. Bereits vor vielen Jahrhunderten trafen sich in ihrem Verhandlungshaus die Kapitäne und berichteten von ihren Erlebnissen auf hoher See. In der Schiffergesellschaft wurde nicht nur eifrig diskutiert und verhandelt, sondern die Seemänner der damaligen Zeit verstanden es natürlich auch, hier ausgiebig zu feiern.
Die Geburtsstunde der Vereinigung Schiffergesellschaft zu Lübeck
Das Licht der Welt erblickte die Schiffergesellschaft am 26. Dezember 1401, damals unter dem Namen St. Nikolaus-Bruderschaft im Burgkloster zu Lübeck. Sie entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte von einer Bruderschaft und Notgemeinschaft hin zu einer zünftigen Vertretung der Lübecker Segelmacher und Kapitäne, bis sie sich in den Jahren 1866 und 1867 mit Einführung der Gewerbefreiheit zu einer freien Genossenschaft wandelte. Sie widmete sich im Laufe ihrer langen Historie intensiv sozialen Aufgaben, beispielsweise indem sie Schifferwaisen und Schifferwitwen sowie zahlreiche andere Bedürftige in der Hansestadt unterstützte.
Nicht nur aus diesem Grund kann die Rolle der Schiffer in den ersten Jahrhunderten in der Geschichte Lübecks kaum überschätzt werden. Leider existieren für die ersten 250 Jahre jedoch so gut wie keine Überlieferungen zu ihrer Organisation. Dies änderte sich erst mit der St. Nikolaus-Bruderschaft, als sie organisatorisch in Erscheinung trat, gemeinsam mit den seefahrenden Kaufleuten, mit deren wirtschaftlichem Erfolg sie auf Gedeih und Verderben verbunden war.
Geschäftsführer Schiffergesellschaft Frank Höhne
Interview mit Frank Höhne
Interview mit Frank Höhne, eine der Inhaber des Restaurants Schiffergesellschaft in der Breite Strasse. Frank hat seine Ausbildung vor langer Zeit in der Schiffergesellschaft abgeschlossen. Für ihn ging 2015 ein Traum in Erfüllung das Restaurant leiten zu dürfen. Die Freude und das Feuer für die Schiffergesellschaft merkt transportiert Frank mit jedem Wort und das Glänzen in seinen Augen spricht für seine Leidenschaft, für diesen Job.
Video vom Interview mit Frank Höhne vom Restaurant Schiffergesellschaft
Frank schrieb ich nach meinem Besuch als Gast Ende 2017 an. Schiffergesellschaft hat eine lange Tradition, es freut mich das Restaurant mit einer so langen Historie auf „Wir sind Lübeck“ dabei zuhaben.
Der Seehandel blüht auf
Den verschiedenen Seehandelsbeziehungen der Lübecker im 13. Jahrhundert war es zu verdanken, dass zahlreiche Waren und Kenntnisse aus vielen Küstenregionen der Ost- und der Nordsee sowie des Atlantiks in die Stadt kamen. Die Bürger freuten sich über Kontakt mit zwei verschiedenen Organisationsformen des Seehandels in Nord- und Westeuropa. An den Seereisen in Westeuropa waren vor allem Schiffer, Kaufleute sowie Mannschaften beteiligt, die gegen Lohn am Laderaum angeheuert waren. Die sogenannte Partenreederei, also ein gemeinsames Eigentum mehrerer Personen an einem Schiff, war dort die übliche Form der Reederei. Im Norden Europas hingegen werden in den Seerechten nur zwei am Seehandel beteiligte Parteien erwähnt, zum einen die Schiffer und zum anderen die Befrachter. Letztere entrichteten an den Schiffer ein Frachtgeld für den Warentransport und arbeiteten während der Reise für ihre Überfahrt auf dem Schiff.
Bereits im 12. oder 13. Jahrhundert waren Fahrgemeinschaften eine grundlegende Organisationsform für niederdeutsche Kaufleute zur gemeinsamen Reise an einen auswärtigen Handelsort. Diese Gemeinschaften betrieben in den Zielländern Kontore oder Niederlassungen, die mit speziellen Privilegien ausgerüstet waren. Im Jahr 1365 wurde der Schütting der Schonenfahrer in Lübeck zum ersten Mal erwähnt. Personen, die in der Stadt selbstständig Fernhandel treiben wollten, mussten zunächst in diesem Schütting als Bruder aufgenommen werden. Über die Einhaltung der städtischen Kaufmannsordnung wachten die Lübecker Schonenfahrer mit Argusaugen. Sie gaben sich als selbstständige Gruppe von Kaufleuten, die das südschwedische Schonen als Fahrtziel hatten, im Jahr 1378 ihre erste schriftlich niedergelegte festere Organisationsform. Wenig später, im Jahr 1380, werden die Bergenfahrer zum ersten Mal erwähnt. Bis zum Jahr 1411 schließlich hatten sich weitere Kaufleutegruppen gebildet. Diese konnten sich neben dem Rat in der Mitregierung der Stadt etablieren und spielten damit auch als bürgerschaftliche Kollegien bis zum Jahr 1848 eine wichtige Rolle.
Das Wappen der Schiffergesellschaft
Bis heute ist es so: Jede Organisation, jede Vereinigung und jeder Verein hat ein eigenes Wappen, das ihn unverwechselbar als solchen auszeichnet. Nicht viel anders verhielt es sich bei der Lübecker Schiffergesellschaft. Hierbei zeigte das Wappen sogar an, wie es um die Rangordnung innerhalb des Vereins bestellt war. Dieses Beispiel machte schnell Schule und zwar sowohl in Sachen Außendarstellung als auch hinsichtlich der Organisationsform. Zunächst gründeten sich in den Seehafenstädten der Hanse neue Schiffergesellschaften auf Grundlage älterer Vereinigungen. Allesamt wählten das von der Lübecker Schiffergesellschaft nach außen gekehrte Zeichen des mit Kanonen bestückten Dreimasters – eine wahrlich erstaunliche Übereinstimmung. Diese Wappen wurden nicht nur außen an ihren Häusern angebracht, sondern auch auf Trinkgefäßen und übrigen Gerätschaften, die bei den Zusammenkünften in den Häusern oder bei Bestattungen verwendet wurden.
Die Verbindlichkeit und hiermit verbunden auch die Funktion, gesellschaftliche Ränge der Träger anzuzeigen, gingen Ende des 19. Jahrhunderts verloren. Grund hierfür war die Einführung der Gewerbefreiheit, die in den Hafenstädten zu tiefgreifenden Umstrukturierungen oder sogar kompletten Auflösungen, wie etwa in Rostock, der Schiffergesellschaften mit sich brachte. Auch die Lübecker Schiffergesellschaft wurde im Zuge dessen zu einer „Bruderschaft Lübecker Kapitäne“ formiert, die insbesondere die karitativen Aufgaben der früheren Gesellschaft weiterführte und die hierfür erforderlichen Mittel vor allem aus den Pachteinnahmen der Gaststätte gewann. Auch dies war einer der Gründe, warum die Versammlungsdiele ab dem Jahr 1868 öffentlich zugänglich wurde. Jedermann konnte sich also seit diesem Zeitpunkt aussuchen, auf welchen freien Platz er sich setzen wollte, ohne dabei die Zeichen der alten Gelage beachten zu müssen.
Die Mitglieder der Schiffergesellschaft im 16. Jahrhundert
Die Mitglieder der Schiffergesellschaft wurden nach Berufsgruppen getrennt ausgewiesen. Die Schiffer standen in dieser Rangfolge auf dem ersten Platz, gefolgt von den anderen Besatzungsmitgliedern. Ab dem Jahr 1541 wurde eine weitere Gruppe von Schiffern in die Korporation aufgenommen. Diese Korporation bestand wohl vornehmlich aus Schiffern der St. Nikolaus-Bruderschaft und dem Beitritt von Schiffern, die bis zu diesem Zeitpunkt Mitglieder in der St. Annen-Bruderschaft sowie der kaufmännischen Fahrtrichtungsgenossenschaften waren.
Ein angehender Seemann ging nach Beendigung seiner schulischen Ausbildung bereits um das zwölfte Lebensjahr herum an Bord eines Schiffes. Hier konnte er das Seefahrtshandwerk von der Pike auf erlernen: zunächst als Schiffsjunge, dann als Bootsmann, Hochbootsmann und am Ende als Steuermann. Die Ausbildungszeit an Bord war unterschiedlich und abhängig von der Größe der Schiffe sowie den Routen, die der spätere Schiffer befahren hatte. Aus den Quellen wurde überliefert, dass ein Seemann im Alter zwischen 26 und 28 Jahren zum Steuermann befähigt wurde und etwa im Alter zwischen 30 und 33 als Schiffer die Führung eines Seefahrzeuges übernehmen durfte. Durch ihren eigenen Handel konnten wenigstens einige Schiffer zu beträchtlichem Wohlstand kommen.
Die Schiffer bewohnten Häuser, die sich meistens in der Nähe des Hafens befanden. Die Inneneinrichtung wich wohl nur unwesentlich von der in den Gebäuden der Kaufleute ab. Auch die Unterschiede bei Kleidung und Schmuck dürften bis in das 16. Jahrhundert hinein nicht allzu groß gewesen sein. Nichtsdestotrotz ließ sich der Wohlstand begüterter Schiffer nicht mit dem von reichen Lübecker Handelsherren vergleichen. Im Zuge der fortschreitenden ständischen Gliederung der Stadtgesellschaft, die unter anderem durch die Kleiderordnungen erkennbar waren, wurden auch in diesem Bereich die Unterschiede immer deutlicher.
Wie wohnten die Schifferbrüder in Lübeck?
Seeleute, insbesondere die Schiffer, Schiffszimmerleute und Bootsmänner waren für den Warentransport der Fernhandelsstadt Lübeck zur See verantwortlich und zählten damit zu den wichtigsten Berufsgruppen der gesamten Hansestadt. Natürlich mussten diese wichtigen Personen auch angemessenen Wohnraum in Lübeck finden können. Anhand der Personenkartei vom Stadtarchiv konnten die Wohnhäuser von 27 Schiffern identifiziert werden. Ausnahmslos wohnten sie in den großen Straßen des damaligen Lübecks, wie etwa An der Untertrave, in der Fischergrube, der Engelsgrube und in der Großen Alten Fähre. Die Lage dieser Wohnungen lässt auf einen vergleichsweise hohen sozialen Status dieser Schiffer schließen. Das Dasein als Schiffer war also zum damaligen Zeitpunkt ein ehrenwerter und lukrativer Beruf, dessen Bedeutung sich auch an den Wohnorten der damaligen Schiffer widerspiegelte.
Die Immobilien der Schiffer in den Hauptstraßen waren kleine bis mittelgroße Giebelhäuser. Solche Immobilien sind bis heute beispielsweise an der Untertrave 81-77 zu finden. Taxiert wurden diese zwischen 3.000 und 5.000 DM lübisch. Teilweise finden sich entsprechende Häuser auch in den Querstraßen oder auf der Ostseite der Depenau, die jedoch „lediglich“ mit 2.000 DM typisch taxiert wurden.
Die Giebelhäuser verfügten über hohe Dielen mit Feuerstellen bzw. später Küchen und Wohnseitenflügel mit zum Teil prächtig bemalten Räumen. In manchen dieser Häuser befanden sich Lastenaufzüge im hohen Satteldach. Dies lässt darauf schließen, dass die Schiffer in ihren Häusern Waren für ihren eigenen Handel lagerten. Noch größere Giebelhäuser waren im Besitz der vermögenden Schiffer in der Großen Alten Fähre. Diese wurden bis zu 6.000 DM lübisch taxiert. Von den Häusern der Kaufleute und vermögenden Brauer unterschieden sich die Häuser der Schiffer nur durch ihre Größe.
Die Kompetenz der Seemänner für die Hansestadt Lübeck
Bereits vor dem Jahr 1530 wurde vom Lübecker Rat eine Ordnung für Bootsleute und Schiffer aufgestellt, die auf dem Hansetag im Jahr 1530 in Lübeck verlesen und angenommen wurde. In dieser Ordnung wurde das Verhältnis zwischen der politischen Führung der Stadt, den Schiffern und Kaufleuten auf Grundlage der geltenden Rechtsgewohnheiten geregelt. Auf Bitten der Schiffer wurde die immer wieder erweiterte und modifizierte Ordnung jährlich zweimal von der Städtischen Aufsichtsbehörde für Wirtschaft, der Wette, öffentlich verlesen. Dies geschah stets im Frühjahr und im Herbst.
Ziel dieser Ordnung war eine umfassende Kontrolle des Schiffsvolks im Interesse der Schiffer, der Kaufmannschaft sowie des Rates durch die Mitglieder der Schiffergesellschaft.
Dieser Schritt war offensichtlich durch die hohe Nachfrage an Schiffspersonal erforderlich geworden. Aufgrund der anziehenden Konjunktur kam es seit den 1520er Jahren zu einem großen Ausbau der lübeckischen Handelsflotte. Dies wiederum hatte zur Folge, dass immer mehr und damit schneller und schlechter ausgebildete Mannschaften angeheuert werden mussten, was wiederum zu Problemen mit der Disziplin an Bord führte.
Ein weiterer Schritt, um das Schiffsvolk zu kontrollieren, war die Einführung des „Paßports“. Hiermit erhielten die Seeleute eine schriftliche Bestätigung ihrer beruflichen Fähigkeiten und ihres Wohlverhaltens an Bord. Gewissermaßen war der Paßport eine Mischung aus Arbeits- und Führungszeugnis.
Die Schiffergesellschaft ab dem 19. Jahrhundert
Bis zum Jahr 1853 konnte die Schiffergesellschaft nachhaltigen Einfluss auf die Politik der Hansestadt Lübeck nehmen. In der Folgezeit sollte sich ihre Stellung jedoch ändern. Im Jahr 1853 verbanden sich die kaufmännischen Kollegien zu einer Kaufmannschaft und wählten die Handelskammer zu ihrem Vorstand. Jedoch verlor die Kaufmannschaft schon bald nach ihrer Gründung immer mehr ihren ständischen Charakter und die hiermit verbundenen Privilegien.
Die neue Kaufmannsordnung brachte auch für die Schiffergesellschaft wesentliche Änderungen, denn von nun an wurden die Belange der Schifffahrt von der Handelskammer vertreten. Alle Angelegenheiten rund um die Schifffahrt wurden bis zu diesem Zeitpunkt im „Commerz-Collegium“ geregelt, in dem auch die Schiffergesellschaft durch ein Mitglied vertreten war. Durch die neue Kaufmannsordnung wurden die Schiffer weitgehend vom wirtschaftspolitischen Leben in Lübeck ausgeschlossen, denn in der Handelskammer waren die Schiffer nicht vertreten, weil sie keine Mitglieder der Kaufmannschaft werden konnten. Zudem lag auch eine der wichtigsten Stellen im Lübecker Hafenbetrieb, nämlich die des Wasserschouts, im Einflussbereich der Handelskammer. Aufgabe des Wasserschouts war es, ein Verzeichnis der lübeckischen Seeleute zu führen, die ihm auch disziplinarisch unterstanden. In Absprache mit den Ältesten der Schiffergesellschaft war es seine Pflicht, für die nötige Anzahl von Schiffsbesatzungen zu sorgen und die Heuer für die Mannschaften auszuzahlen.
Im Winter des Jahres 1866 informierte der Senat die Schiffergesellschaft darüber, dass sie mit Beginn des Folgejahres auf ihre gewerblichen Privilegien verzichten musste und bis zum 1. März 1867 zusätzlich die letzten ihre Aufgaben abzugeben hatte. So wurde beispielsweise die obere Leitung sowie Beaufsichtigung der Schiffswacht ab Anfang 1867 vom Polizeiamt übernommen. Nur kleinere Aufgaben, wie etwa die Einstellung der Wächter, fiel noch weiterhin in den Zuständigkeitsbereich der Schiffergesellschaft.
Interview mit Frank Höhne vom Restraurant Schiffergesellschaft
Die Hanse interessierte mich schon immer. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mich intensiver mit der Schiffergesellschaft auseinandersetzen würde. Das Restaurant hatte ich sowieso schon ein paar Mal aufgesucht: Ich war dort mehrfach zum Essen gewesen und hatte vor einiger Zeit auch Fotos gemacht, die auf meinem Social Media Kanal viel Anklang fanden. Ansonsten hatte ich bis dahin aber nur wenige Berührungspunkte mit dem Thema. Das sollte sich ändern – ein Interview mit den Verantwortlichen der Schiffergesellschaft schien als Referenzkunde bestens dafür geeignet.
Für meine Gesprächsanfrage wartete ich zunächst die Weihnachtszeit ab, um das urige Ambiente der Wirtschaft danach unverfälscht in Bildern einfangen zu können. Bis dahin schaute ich mir an, welche Neuigkeiten und Aktionen zuletzt auf der Facebook-Fanseite publik gemacht wurden. Es gab dort viel Interessantes zu sehen, wie etwa
- tiefe Einblicke in die Historie der Schiffergesellschaft,
- spannende Abstimmungen zu Verpackungsdesigns,
- inspirierende Ansichten des Interieurs,
- delikat angerichtete Teller,
- Event-Ankündigungen,
- Renovierungspläne.
Der richtige Zeitpunkt für meine Gesprächsanfrage kam – und dann ging es schnell: Meinem Interviewwunsch wurde prompt entsprochen. Mein Besuch der Schiffergesellschaft lief schließlich wie folgt ab:
Die Schiffergesellschaft: In alte Zeiten zurückversetzt
Mein Weg führt mich also in die Breite Straße 2, wo ich mit Frank Höhne, einem der beiden Geschäftsführer, verabredet bin. Bereits die Tür der Schiffergesellschaft erinnert mich durch ihre imposante Größe und ihre auffällige Zier an alte Hansezeiten. Als ich den Eingangsbereich durchschreite und anschließend in eine große Halle trete, kann ich die Aura vergangener Jahrhunderte geradezu spüren.
Faszination Hanse – auch als Videospiel
Im nächsten Moment treffe ich auch schon auf meinen Gesprächspartner. Wir sind von Anfang an auf einer Wellenlänge und haben beschlossen, uns zu duzen. Begeistert erzähle ich Frank, dass ich schon immer fasziniert von der Hanse war und als Kind sogar die gleichnamige Computersimulation spielte. Ich möchte von Frank wissen, ob er das Videospiel auch kennt. Doch er verneint und meint, das läge wohl daran, dass er älter sei als ich.
Biografie: Das ist Frank Höhne
Ich bitte Frank darum, sich ein bisschen vorzustellen. Er legt los und offenbart, dass er zum Zeitpunkt des Gesprächs 54 Jahre alt ist. Ferner erzählt er von seiner Zeit vor der Übernahme der Schiffergesellschaft: Davon hat er 26 Jahre als Niederlassungsleiter bei „City“ bzw. „Chefs Culinar“ verbracht. Zuvor hatte er von 1979 bis 1984 als Kellner und Koch bei der Schiffergesellschaft gelernt. Seither sei es immer ein Wunsch von ihm gewesen, das Restaurant irgendwann einmal zu übernehmen. Diese Möglichkeit bot sich ihm 2015 – und er schlug direkt zu.
Eine besondere Verbindung mit dem Meer hat Frank selbst zwar nicht, findet es aber sehr schön, dort zu leben. Derzeit hat er zwar kein Segelboot, würde aber gerne mit einem solchen in See stechen. Vielleicht wird er es irgendwann einmal machen.
Zusammenarbeit mit Michael Engel
Frank führt die Geschäfte der Schiffergesellschaft nicht alleine, sondern macht dies gemeinsam mit Michael Engel, der zugleich der Küchenmeister ist. Auch Michael war früher schon hier im Haus tätig: Als Sous-Chef arbeitete er von Ende der 80er bis Anfang der 90er in der Küche.
Durch die Zusammenarbeit entstand schon damals eine Freundschaft zwischen Frank und Michael. Und so reiften gemeinsame Pläne zur Übernahme des Lokals heran. Seit selbiger ist Frank für das Restaurant zuständig, während die Küche Michaels Bereich ist.
Frank schwärmt davon, dass Michael und er wirklich ein sehr gutes Team seien. Sie verstünden sich gut und zögen an einem Strang.
Altes Ambiente mit modernen Möglichkeiten: Das restaurierte Restaurant
An einem Strang zogen sie auch bei der Restaurierung des Hauses im Jahr 2015. Ich hatte im Vorfeld gelesen, dass die Schiffergesellschaft 1976 schon einmal erneuert worden war. Von Frank möchte ich wissen, was bei der sechswöchigen Restaurierung 2015 genau gemacht wurde.
Er berichtet, dass zum einen die Küche erneuert worden sei. Alles was mit Strom zu tun hat, wurde laut Frank „gerade gezogen“. Nach fast 40 Jahren habe es einen kleinen Stau gegeben, der vernünftiges Arbeiten erschwert hätte. In die Sanierung der Küche und der unteren Räume, sprich der Wirtschaftsräume, sei viel Geld geflossen. Außerdem hätten sie oben das Hanse-Lübeck-Zimmer und den Salon gestrichen, neue Teppiche verlegt und neue Tische aufgestellt.
Ferner sei eine völlige Neugestaltung des Eingangs vorn in der Halle erfolgt. Die Windverhältnisse vor der Tür der Schiffergesellschaft hätten sie dazu bewogen, einen Eingang zu bauen, der die Gäste im Winter vor Kälte bewahrt. Denn das sei hier früher immer ein Problem gewesen.
Keine behindertengerechte Tür
Wir vertiefen das Thema Tür. Denn mir war schon vor dem Eintritt in das Restaurant aufgefallen, dass ich nicht eindeutig herausfinden konnte, wie sie zu öffnen ist. Dann ging sie automatisch auf. Problematisch stelle ich mir ihre erhöhte Lage für Rollstuhlfahrer vor. Ich spreche Frank darauf an.
Er bestätigt, dass die Tür ein riesiges Problem für Besucher im Rollstuhl sei. Es wäre schwierig, Rampen mit den Auflagen für die Denkmalpflege zu vereinbaren. Außerdem kämen auch noch die sanitären Anlagen als Problem hinzu. Das Haus sei alt und sehr verschachtelt. Dementsprechend stelle sich die Bewirtung von Rollstuhlfahrern in den Räumlichkeiten als schwierig, aber machbar dar.
Laut Frank seien sie da auch wirklich immer sehr behilflich und hätten auch bestimmte Tische, wie Stammtische, wo Rollstuhlfahrer wunderbar verweilen könnten. Auch wenn etwa das Sitzen in den Bänken nicht möglich und der Toilettengang schwierig sei: Man mache das Beste aus der baulichen Situation und wolle keinen verprellen.
Küche und Service: Viele Plätze, hohe Schlagzahl
Ich finde es schade, dass solche Probleme bestehen – zumal die Schiffergesellschaft insgesamt, wenn man den Garten mitzählt, ganze 510 Plätze zu bieten hat. Ich möchte von Frank wissen, ob diese hohe Kapazität tatsächlich ausgeschöpft wird.
Er erklärt mir, dass nur Veranstaltungen so viele Plätze einnehmen würden. Im Restaurant könne man maximal 400 Leute unterbringen, müsse dafür aber schon sehr eng stellen. Tatsächlich würden sie aber eigentlich fast nie alle Plätze ausschöpfen. Auch küchentechnisch wäre das gar nicht zu schaffen.
Wenn etwa im Sommer der Garten mit circa 130 Besuchern bestückt sei, schlössen sie oben einige Räume, wie den Salon und das Hanse-Lübeck-Zimmer, um den Betrieb auch weiterhin zu schaffen. Die Halle bliebe – der Historie wegen und weil die Leute sie gerne sähen – aber immer offen.
Generell seien sie küchen- und servicetechnisch aber sehr gut aufgestellt. Stolz erzählt Frank: Die für gewöhnlich bereits äußerst hoch liegende Schlagzahl könne koch- und servicemäßig überaus gut bewältigt werden – was auch ihr Anspruch sei.
Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen: Als ich zu Weihnachten mit Begleitung hier aß, war ebenfalls volles Haus. Dennoch kamen unsere Essen gleichzeitig an und waren sehr lecker. Das fand ich sehr zufriedenstellend.
Die historische Halle und der Eingangsbereich
Anschließend komme ich auf die Unterteilung des Hauses zu sprechen. Mich interessieren die einzelnen Räume, die alle verschiedene Namen haben. Unten, wenn man eintritt, kommt man in die historische Halle. Dies ist, laut Frank, die eigentliche Schiffergesellschaft, so wie sie 1535 von der Bruderschaft des Hauses gekauft wurde.
Der Kapitänssalon
Als Nächstes interessiert mich der Kapitänssalon. Dieser sei, so Frank, wenn man durch die Halle gehe, gleich oben der erste Raum links. Er habe etwa vierzig bis fünfzig Sitzplätze zu bieten und den Vorteil, dass man dort in Sesseln verweilen und ein bisschen mehr Ruhe als unten in der großen Halle genießen könne.
Im Kapitänssalon würden etwa Familienfeiern und Geschäftsessen veranstaltet. Die hiesige Industrie nutze den Raum beispielsweise sehr gerne. Im Unterschied zur quirligen Halle, wo immer etwas los sei, könne man sich im Salon in ruhiger Atmosphäre gegenseitig etwas erzählen.
Das Hanse-Lübeck-Zimmer
Dann kommen wir auf das Hanse-Lübeck-Zimmer zu sprechen. Dieses ist laut Frank eines der größeren im Haus, kann abgeteilt werden und fasst ungefähr 100 bis 120 Leute.
Auch dieser Raum werde sehr gerne für große Feierlichkeiten wie Geburtstag und Hochzeiten genutzt. Dort sei vieles möglich: Eine Tanzfläche stünde zum Aufbau bereit, Live-Musik könne gespielt werden.
Tanzen möglich
Als ich nach Details zur Tanzfläche frage, erklärt mir Frank, dass es sich dabei um Platten handle, die sie immer vorrätig hätten. Die könne man aneinander legen und dann sehr gut darauf tanzen.
Hochzeitsgesellschaften kommen gerne hierher
Insbesondere im Jahr 2018 seien viele Anfragen eingegangen, im Hanse-Lübeck-Zimmer Hochzeiten auszustatten. Dabei handle es sich nicht etwa um ältere Eheleute, die das zweite Mal heiraten wollten, sondern um junge Paare. Es freue das Team sehr, wenn hier solche Hochzeiten gefeiert würden. Das Ambiente in dem Zimmer sei sehr gediegen und sehr schön. Bei gutem Wetter könne der Garten auch als Erweiterungsfläche dienen.
Zimmer kann getrennt werden
Das Hanse-Lübeck-Zimmer ist, wie ich von Frank erfahre, ein großes, zusammenhängendes Zimmer, das mittels einer kleinen Trennwand geteilt werden kann.
Das Kapitäns-Zimmer
Dann gibt es noch das Kapitäns-Zimmer, das eine Etage tiefer angesiedelt ist und in der Regel nur von den Inhabern – also den Kapitänen, die der Bruderschaft vorstehen – genutzt wird.
Der Raum sei mit einem schönen Eichentisch bestückt worden und fasse maximal 17 Personen. Er werde aber auch gerne nur von vier oder sechs Personen genutzt. Man sei dort ganz unter sich, ohne andere Gäste, und könne darin gut Familienfeiern, Geburtstage und auch Geschäftsessen ausrichten.
Früher standen im Kapitäns-Zimmer eckige Tische, die den Betreibern aber nicht gefielen. An ihre Stelle trat dann der große ovale Tisch. Auch diesen Raum bezeichnet Frank als sehr gediegen und fügt an, dass dort die Historie der Schiffergesellschaft, der Bruderschaft der Kapitäne, nachzuvollziehen sei.
Der Gotteskeller
Beim Hineingehen ist mir rechts vom Eingang zudem der Gotteskeller aufgefallen. Ich möchte von Frank wissen, ob es sich dabei um eine Bar handelt. Er bestätigt meine Vermutung und erläutert, dass diese vor der Übernahme wohl um die 12 Jahre lang geschlossen war. Erst wussten sie nicht so recht, was sie mit dem Zimmer anstellen sollten und überlegten, einen Pub oder eine Sushi-Bar daraus zu machen.
Da der Gotteskeller aber gerade bei den älteren Herrschaften, die ihn von früher her noch kannten, einen guten Namen hatte, hätten sie ihn so gelassen, wie er ist. Schließlich gebe es den Gotteskeller schon seit circa 37 Jahren. Nur die Technik sei erneuert worden. Seitdem sie ihren Barkeeper Tim dort hätten, sei es wirklich eine sehr erfolgreiche Bar geworden.
Rauchen erlaubt
Im Gotteskeller dürfe man auch rauchen. Das sei sogar so gewünscht. Man habe eine tolle Abzugsanlage, was verhindere, dass man stark nach Rauch rieche, selbst wenn viele Leute rauchten. Die Bar habe von Dienstag bis Samstag geöffnet. Sonntag und Montag seien Ruhetage. Auch der Gotteskeller kann für Feierlichkeiten gemietet werden. Laut Frank fasst es bis zu 25 Personen. Dort feiere man beispielsweise sehr viele Geburtstage, aber auch manche Firmenfeste.
Dann würde natürlich auch Essen serviert. Sonst sei das, wegen des Rauchens, dort nicht erlaubt. An die Gesetze halte man sich selbstverständlich. Generell sei von außen auch ersichtlich, dass der Zutritt nur ab 18 Jahren erlaubt sei. Lediglich bei Firmenfeiern einige man sich darauf, dass erst gut gegessen und später noch schön gefeiert werde – und letzteres bedeute eben, dass man auch mal eine rauchen wolle.
In der Halle: Verzierungen aus originaler Zeit
Ich komme nochmal auf die große Halle im Eingangsbereich zu sprechen. Als ich dort detaillierte Aufnahmen der Sitzbänke, der weiteren Verzierungen und ähnliches fotografierte, erwähnte Frank, dass sie noch original aus damaliger Zeit seien. Ich möchte mehr darüber erfahren.
Er erzählt mir, dass all die Verzierungen wirklich aus dem Jahr 1535 stammten. Auch sei alles noch wie damals eingerichtet. Ein paar Veränderungen gab es innerhalb der Jahrhunderte, etwa vom Fußboden her. Aber grundsätzlich, was die Sitzmöglichkeiten angehe, sei alles noch wie früher. Das sehe man auch, wenn man alte Unterlagen und Bücher anschaue.
Alte Schiffe immer wieder erneuern
Die Schiffe, die von den Decken herunterhängen, sind laut Frank ebenfalls absolut original. Es handle sich um Schiffe aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Auch aus dem 17. Jahrhundert seien welche dabei. Sie wurden entweder von Seeleuten gebaut oder von ihnen mit hierher gebracht. Das älteste Schiff, das um 1480 erbaut worden sei, hätten sie gerade restauriert.
Generell müssten so alte Schiffe immer wieder, eins nach dem anderen, restauriert werden. Darüber hinaus würden sie alle zwei Monate gereinigt werden: Damit sich der Staub nicht in den vielen Takelagen absetze, müssten sie regelmäßig „abgepustet“ werden.
Neuer Hintergrund im Hanse-Lübeck-Zimmer
Auch auf eine schöne Hintergrundgestaltung legt man in der Schiffergesellschaft Wert. So ist selbiger etwa im Hanse-Lübeck-Zimmer neu gestaltet worden, da er für á la carte zu trist wirkte. Dank des Beraters Herrn Professor Goden hat der Raum laut Frank eine ganz andere Tiefe bekommen. Wenn Verschönerungen angestellt würden, achte man aber darauf, keine modernen Sachen reinzubringen, sondern dem Stil der Schiffergesellschaft treu zu bleiben.
Gemälde schwer zu illuminieren
In der historischen Halle, vorn an der rechten Seite, ist mir eine Art Gemälde aufgefallen. Auch darüber möchte ich gerne mehr erfahren. Frank erklärt mir, dass es sich dabei um auf Holz gemalte große Gemälde aus dem 16. Jahrhunderts handle. Man sehe darauf Darstellungen des alten Testaments. Als Fotograf schwer zu belichten, bestenfalls mit einer Langzeitbelichtung.
Sie hätten bereits versucht, die Bilder mittels neuster Technik mehr zu beleuchten. Durch zu viel Licht würde aber der Charme des Raums weggenommen. Das Bild sei zwar schön, aber eben nicht schön genug, um den Flair der Halle zu zerstören. Man wolle probieren, es noch dezenter von oben zu beleuchten und hoffe, dass man das Schemenhafte auf den Bildern dann besser erkennen könne.
Veranstaltungen in der Schiffergesellschaft
In der Schiffergesellschaft finden auch Veranstaltungen statt. Im Sommer meines Interviews ist an drei verschiedenen Tagen (30. Juni, 28. Juli und 25. August) etwa das kubanische Trio SAOCO featured by Juan Capote vor Ort. Ich möchte wissen, ob dafür noch Reservierungen möglich sind.
Frank bejaht und erzählt, dass man versuche, die Kuba-Abende im Garten unterzubringen. So hätten sie, insbesondere bei gutem Wetter, schon wunderschöne Veranstaltungen erlebt. Die Band trete bereits seit mehreren Jahren bei ihnen auf und habe eine kleine Fangemeinschaft, die dann sogar zu allen drei Terminen käme. Bei schlechtem Wetter finde das Ganze im Hanse-Lübeck-Zimmer statt, wo es auch nett, aber nicht ganz so stimmungsvoll sei.
Die Abende sind laut Frank voll und ganz im kubanischen Stil gehalten: Man koche kubanische Gerichte, biete spezielle Drinks wie den Cuba Libre und Rum an und spiele dann natürlich auch Havanna. Die Musik bliebe dabei aber eher im Hintergrund. Die Gäste sollten sich einfach wohlfühlen, während sie schön essen und dabei der Musik lauschen könnten. Es sei kein wilder Abend, sondern ein leichter, beschwingter Tagesausklang mit wunderbarer kubanischer Musik im Hintergrund.
Weitere Veranstaltungen
Ich möchte wissen, ob noch weitere Veranstaltungen geplant sind. Frank erzählt mir, dass ein kleiner Dinner-Abend mit Theater in Planung sei. Hierfür habe man aber eine fremde Firma herangezogen.
Ansonsten sei die Auslastung der Schiffergesellschaft so gut, dass sie fast gar nicht mehr zum Planen kämen. Dabei hatte er sich vor der Übernahme des Hauses vorgenommen, in der ruhigeren Zeit – im Januar, Februar, März – weitere Veranstaltungen anzubieten. So habe man etwa im Vorjahr einen Weinabend veranstaltet.
Angedacht: London und Lübeck bei Nacht und Nebel
Generell müssten auch die Leute Lust darauf haben, so ausgedehnte Veranstaltungen mitzumachen. Jedoch, und das sei geplant, könne man insbesondere die historische Halle gut für Veranstaltungen herrichten. Ihm schwebe so etwas wie „London bei Nacht“, „Lübeck bei Nacht“ oder auch „Lübeck bei Nebel“ vor. Das sei dann ein bisschen moderner und abgehobener.
Stammkundschaft: Viel übernommen
Als nächstes möchte ich wissen, ob sie Stammkunden haben, die schon Jahrzehnte herkommen. Natürlich hätten sie die – und zwar nicht zu knapp. Mit der Übernahme 2015 bekamen sie direkt sehr viel alte Stammkundschaft hinzu.
Auch die alte Mannschaft blieb, beispielsweise der Oberkellner, der seit über 40 Jahren hier ist. Die älteren Mitarbeiter bildeten Frank damals aus und sind seit 1974 bzw. 1976 hier. Sie seien eine große Hilfe dabei gewesen, die Stammgäste kennenzulernen.
Unter den Stammkunden seien Lübecker, die tatsächlich jede Woche zum Essen kämen, was Frank und seine Crew sehr freue. Selbst von den Urlaubern schauten manche jeden Abend zum Essen vorbei. Frank führt die Wiederkehrfreude der Gäste auf das tolle Ambiente zurück und freut sich sehr über diese Bestätigung.
Positive Bewertungen der Schiffergesellschaft
Apropos Bestätigung: Auch auf Google Plus liest man zum Zeitpunkt des Interviews gut 260 Bewertungen, die dem Restaurant fast durchgängig Lob zollen. Interessant daran finde ich, dass all die positive Resonanz einfach so, ohne große Pflege des Kanals, auf der Seite eingeht. Das lässt meiner Meinung nach durchaus darauf schließen, dass die Schiffergesellschaft richtig gut bei den Kunden ankommt.
Frank pflichtet mir bei und betont, dass sich das Haus mit seinen über 70 Mitarbeitern auch wirklich große Mühe gebe. Hier werde noch richtig gekocht, echt klassisch, und das käme in der neuen Zeit wieder besser an – so gut, dass sie zum Glück jede Menge zu tun hätten.
Natürlich könne man nicht alles richtig machen. Wenn die Gäste nicht zufrieden seien, kümmere man sich darum. Auch das mache die Schiffergesellschaft aus. Da pflichte ich ihm bei. Denn es ist wirklich ärgerlich, wenn man im Nachhinein unpersönliche oder komische Kommentare bekommt, statt Kritisches direkt vor Ort anzusprechen.
Arbeiten in der Schiffergesellschaft: Stellenangebote
Ansprechen möchte ich dann auch noch etwas – die Stellenangebote, welche die Schiffergesellschaft immer wieder offeriert. Während meines Interviews suchten sie beispielsweise gerade eine Restaurantfachkraft, eine Köchin oder einen Koch. Ich möchte von Frank wissen, welche Gründe – neben der langen Tradition des Hauses – junge Leute haben, sich auf eine dieser Stellen zu bewerben.
Von der Pike auf lernen
Er antwortet, dass man Gastronomie hier wirklich von der Pike auf lerne. Sie seien ein reines Restaurant, kein Hotel. Und da würden sie noch gerne Köche ausbilden. Dabei lerne man richtig was, sowohl vom Kochen als auch vom Service her. Hier lege man noch vor und tranchiere oder flambiere direkt am Tisch. So etwas gäbe es vermutlich nur noch in wenigen Restaurants.
Das Service- und Küchenteam sei ein Mix aus allen Altersklassen, was es für junge Leute sicher auch interessant mache, hier zu lernen. Alle Ausbilder wären mit ganzem Herzen dabei. Seine eigene Lehre hier habe Frank sein Leben lang geprägt, egal ob es das Arbeiten, die Ordnung, die Sauberkeit oder die Disziplin betraf.
Grundvoraussetzung: Lust auf Gastronomie
Natürlich müsse man wirklich Lust auf Gastronomie haben. Man habe viel mit Menschen zu tun. Der Umgang mit ihnen, im Service, aber auch das Vorgehen in der Küche – das alles sei harte Arbeit. Man müsse also wirklich in diesem Sektor arbeiten wollen.
Letztendlich würde der Beruf auch viel Freude bereiten, etwa durch das tägliche gute Gefühl, mit Gästen zu arbeiten, oder das schnelle Feedback, das meist gut ausfiele, und das man so in keinem anderen Beruf bekomme.
Chance auf Festanstellung?
Selbstverständlich bestünde nach der Ausbildung auch die Chance auf Festanstellung. Sie hätten bereits viele „Eigengewächse“, also Mitarbeiter, die hier gelernt und dann geblieben wären.
Allerdings sei es ihm auch wichtig, Leute mit wirklich großer Lust und der Ambition weiterzukommen von hier wegzuschicken. Im Falle einer Auszubildenden hieß das beispielsweise, dass sie nur die Grundkenntnisse vermittelt bekam und danach das Haus verließ.
Es sei verpönt, in der Gastronomie am Ausbildungsplatz weiterzuarbeiten. Leute, die gut seien, würden sie fördern. Danach müssten sie weggehen, etwas anderes sehen und Erfahrung sammeln. Anschließend könnten sie nach ein paar Jahren gerne wieder gestärkt zurückkommen.
Speisekarte wie eine Zeitung
Gestärkt ist man auch, wenn man als Speisegast aus der Schiffergesellschaft zurückkehrt. Und wenn man mag, kann man sogar einen Teil der Speise- und Getränkekarte mit nach Hause nehmen. „Extrablatt“ nennt sich dies in regelmäßigen Abständen erscheinende Sonderausgabe. Interessant ist ferner, dass die gesamte Karte einer Zeitung nachempfunden wurde und meiner Meinung nach sehr schön aufgebaut ist. Ich möchte wissen, was genau im „Extrablatt“ geschrieben steht.
Frank erklärt mir, dass es sich beim „Extrablatt“ eigentlich um die Tageskarte handle. Die „Zeitung“, die ich ansprach, sei hingegen eine Standardkarte für das halbe bzw. ganze Jahr. Im Extrablatt seien indes saisonale Gerichte verzeichnet, also alles, was nur zu einer gewissen Zeit zu haben ist, dazu gehören beispielsweise Spargel, Grünkohl oder Steinbutt.
Immer auf dem Stand der Zeit
Es sei ihnen wichtig, stets aktuell zu sein. Die Speisekarten hätte man extra so konzipiert, dass Gäste sie mitnehmen könnten. Frank erklärt mir auch warum: Zerfledderte Speisekarten seien ihm ein Graus.
Tatsächlich werde das Angebot gerne genutzt – viele Leute nehmen die Karte mit. Sie sei für die Gäste auch eine schöne, kostenlose Erinnerung an die Zeit hier.
Multifunktionale Speisekarte
Natürlich diene die Zeitung bzw. Karte auch als Werbung. Anfangs sei sie noch nicht ganz so gut strukturiert gewesen. Innerhalb von drei Jahren habe man aber dazu gelernt und nun lägen Welten zwischen der ersten und der heutigen Zeitung. Auch die Bilder machten sie interessant. Darüber hinaus stecke viel Geschichte drin – und die sei es, die man auch lesen wolle, wenn man herkäme. So sei die Zeitung vieles in einem: Werbung, Informationsmedium und eine stets aktuelle, saubere Speisekarte.
Exquisites aus dem Southbend Grill
Nun haben wir so viel über die Speisekarte geredet – da möchte ich doch direkt mehr ins Detail gehen. Im Internet las ich von einem Highlight: Steak aus dem Southbend Grill. Ich möchte von Frank mehr darüber erfahren.
Er erläutert, dass es sich beim besagten Grill um einen Beefer aus Amerika handle, der das Fleisch mit circa 800 Grad Oberhitze per Infrarot brät. Das Fleisch, welches darin gebraten werde, sei mit Fett durchzogene Ware aus den Staaten. Roh sehe das Fleisch fast weiß aus. Aber durch die hohe Hitze sei es dann so, als wenn das Fleisch karamellisiere. Dabei käme schließlich ein ganz anderer Geschmack heraus. Die Amerikaner äßen das sogar richtig dunkel-schwarz.
Das machten sie hier aber nicht, zumal die Gäste hierzulande das auch gar nicht mögen würden. Doch schon das Fleisch, das nur dunkel würde, wäre bereits richtig karamellisiert und vom Geschmack her toll. Wichtig sei: Das Fleisch müsse richtig mit Fett marmoriert sein. Dafür eigne sich richtig fettes Fleisch wie Färse als Steakfleisch. Nachher merke man das nicht mehr – außer in jener Hinsicht, dass das Fleisch besonders zart und saftig würde. Man benötige aber schon ein größeres Stück für den Southbend Grill. Man könne da nicht mit einem 200-Gramm-Steak ankommen.
Zubereitung im Southbend Grill
Dann erzählt Frank mir, wie sie so ein Steak zubereiten: Sie braten es an, ziehen es beiseite und lassen es noch ruhen, damit sich der Fleischsaft wieder bindet und das Fleisch beim Aufschneiden nicht ausläuft. Dabei würden sie mit zwei Stufen arbeiten. Dann, wenn der Kunde es anschneide, sei es wichtig, dass der Saft und die Zartheit noch gegeben wären.
So ein Highlight gibt es laut Frank nicht oft in Lübeck. Im Elysée Hotel Hamburg, im darin befindlichen Steakhaus THEO’S, hätten sie auch einen Southbend Grill.
Klassiker: Das sind die beliebtesten Gerichte
Da mir sowieso schon längst das Wasser im Munde zusammenläuft, gehe ich noch etwas mehr in die Tiefe und möchte von Frank wissen, was für Klassiker auf der Speisekarte der Schiffergesellschaft stehen.
Er zählt auf, dass – nach der Beliebtheit sortiert – dort Wiener Schnitzel, Scholle und Steakschüssel ganz oben rangieren. Sie hätten eine grundehrliche deutsche Küche, auch wenn das Wiener Schnitzel aus Österreich komme. Bei ihnen würde eben noch ganz normal und klassisch gekocht, das gelte auch für den Fischbereich. Hier gehe vor allem die Scholle gut. Aber auch Grünkohl wäre in der Saison beliebt. Das läge wohl auch daran, weil es bei ihnen noch vernünftig gekocht werde.
Das gelte auch für Matjes-Spezialitäten als Vorspeise oder den selbstgemachten Lachs, der hier beispielsweise gebeizt würde. Und auch die Desserts, wie etwa die Mousse, seien alle selbstgemacht.
Natürlich wolle man Nuancen reinbringen, um die Attraktivität zu erhöhen, es etwa schön auf den Tellern anrichten. Das werde man auch weiterführen. Aber grundsätzlich gehe es vor allem darum, so richtig klassische Küche zu machen.
Kurzum: Einfach das Ambiente genießen!
Noch etwas hungriger übergebe ich Frank nun das Wort, indem ich ihn um ein paar letzte Worte bitte. Was sind für ihn die Beweggründe, um die Schiffergesellschaft aufzusuchen?
Für ihn ist das Ambiente des Hauses das A und O: Es sei einfach gemütlich, hier zu sitzen und ein Bierchen oder einen Wein zu trinken. Man müsse nicht immer etwas essen, sondern könne sich einfach auch mal nur wohlfühlen. Hier sei es zwar etwas gediegen und man spüre die Hanse, dennoch wäre man aber keineswegs verstaubt. Gerne solle man vorher einen Tisch reservieren, denn sicher sei sicher.
Ich bedanke mich für das ausführliche Gespräch und wünsche Frank noch einen erfolgreichen Abend. In der Eingangshalle sitzen schon die ersten Gäste, das Geschäft geht langsam los. Nebenan feiert eine Geburtstagsgesellschaft, die auch bewirtet werden will. Man spürt: In der speziellen Atmosphäre der Schiffergesellschaft fühlen sie sich alle wohl.