Der BDA-Preis 2019 in Lübeck
Alle vier Jahre ist es soweit und Preise werden durch den Bund Deutscher Architekten (BDA) verliehen. Diese Ehre wird herausragenden Architekturprojekten zuteil. Die Preise werden sowohl auf Bundes- als auch auf Länderebene vergeben.
In diesem Artikel geht es speziell um den BDA-Preis 2019 im Bundesland Schleswig-Holstein, der vom entsprechenden Landesverband in Lübeck vergeben wurde. Die Preisverleihung fand am 7. November 2019 statt.
Was bedeutet „Architekt BDA“?
Die Abkürzung „BDA“ steht für den Begriff „Bund Deutscher Architekten“. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss von rund 5.000 besonders qualifizierten Architekten und Architektinnen. Berufen werden sie in den Bund Deutscher Architekten von den jeweiligen Landesverbänden.
Ähnlich wie bei einem Apotheker oder Rechtsanwalt handelt es sich auch bei einem Architekten um eine geschützte Berufsbezeichnung in Deutschland. Nicht jeder darf also diese Bezeichnung führen, sondern nur diejenigen Absolventen eines Architekturstudiums, die zum einen eine akademische Ausbildung genossen haben und sich zum anderen über einen gewissen Zeitraum auch in der Praxis als Architekt bewähren konnten. Erst wenn diese beiden Faktoren erfüllt sind, wird ein Architekt in die Architektenkammer des jeweiligen Bundeslandes aufgenommen. Anschließend darf die Berufsbezeichnung Architekt geführt und Pläne zur Genehmigung bei Baubehörden eingereicht werden.
Möchte ein Architekt seinen Beruf selbstständig ausüben, ist die Mitgliedschaft in der Architektenkammer obligatorisch. Darüber hinaus steht es Architekten frei, sich zusätzlich freiwillig einem Berufsverband anzuschließen. Beim Bund Deutscher Architekten handelt es sich um den einzigen dieser Berufsverbände, dem ein Architekt nicht selbst beitreten kann. Eine Mitgliedschaft im BDA kann nur durch Berufung der Mitglieder erfolgen. Diese geschieht durch die 16 Landesverbände. Der BDA wählt Persönlichkeiten aus, die bestimmte Bedingungen erfüllen:
- Ganzheitliche Ansprüche an die Qualität der Planung müssen erfüllt sein.
- Mit seiner Arbeit übernimmt der Architekt gesellschaftliche Verantwortung.
- Er setzt sich für einen fairen und transparenten Umgang sämtlicher Beteiligter am Bauvorhaben ein.
Was sind die Aufgaben und Ziele des BDA?
Eine der Aufgaben des BDA ist es, seine Stimme bei baukulturell umstrittenen Vorhaben einzusetzen und sich für eine verträgliche Lösung einzusetzen. Zudem veranstaltet der BDA in regelmäßigen Abständen Vorträge und Diskussionsveranstaltungen, bei denen baukulturelle Themen in den Aufmerksamkeitsfokus der Gesellschaft gelenkt werden sollen.
Förderung der Baukultur
Der BDA hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Kultur des Planens und Bauens zu fördern und aufrechtzuerhalten. Auf diese Weise sollen Plätze, Gebäude und Städte funktional und zugleich ästhetisch gestaltet sein, was letztlich Lebensqualität und Lebensraum sämtlicher Menschen bereichern soll. Der BDA tritt in diesem Sinne dafür ein, Planungsunabhängigkeit zu gewährleisten und somit die treuhänderische Beziehung zwischen Architekten und Bauherren zu sichern. Zusätzlich soll das Wettbewerbswesen verbessert werden. Zudem engagiert sich der BDA für eine hochwertige Ausbildung des Stadtplaner- und Architektennachwuchses.
Die jeweiligen Anliegen vermittelt der BDA zum einen durch Veranstaltungen zu aktuellen Themen, durch Publikationen und Stellungnahmen. Zum anderen veranstaltet er auf Bundesebene jährlich stattfindende Events, wie etwa das „Berliner Gespräch“ und den „BDA-Tag“.
Was ist der BDA-Preis?
Regelmäßig lobt der BDA Preise aus. Hiermit soll ausgezeichnete und innovative Architektur prämiert und gewürdigt werden. Diese Preisverfahren finden sowohl auf Gruppen- als auch auf Länder- und Bundesebene statt.
Architekturpreise
Auf Länder- und Bundesebene sowie in zahlreichen Kreisen und Städten werden von den Verbänden und Gruppen des BDA regelmäßig etwa 50 Preise verliehen. Mit diesen sollen lokale und überregionale Architekturprojekte ausgezeichnet werden.
Förder- und Nachwuchspreise
Auch herausragende Arbeiten im Rahmen der Förder- und Nachwuchspreise werden durch viele Gliederungen des BDA prämiert.
Baukulturpreise
Nicht nur Entwürfe und Bauwerke werden durch den BDA prämiert, sondern auch Personen geehrt, die sich im besonderen Maße um die Baukultur verdient gemacht haben.
Der BDA-Preis Schleswig-Holstein
Einer der Preise, der regelmäßig durch den BDA verliehen wird, ist der BDA-Preis Schleswig-Holstein. Dieser wird mit dem Ziel vergeben, die Qualität des Bauens und auch Planens in Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft zu sichern sowie zu fördern. In diesem Sinne werden vorbildliche Architekturprojekte im Bundesland Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Der BDA-Preis geht an Architekten und Bauherren, die Hand in Hand für besondere baukünstlerische Leistungen verantwortlich zeichnen. Diese Auszeichnung soll einen Beitrag dazu leisten, um das öffentliche Bewusstsein für eine qualitätvolle Gestaltung in den Fokus zu rücken und alle daran beteiligten Personen zum persönlichen Engagement aufzurufen.
Die jeweils ausgewählten Arbeiten werden an unterschiedlichen Orten ausgestellt und zusätzlich in einer Dokumentation veröffentlicht. Teilnahmeberechtigt sind Architekten mit ihren Bauherren gemeinsam. Die jeweiligen Objekte müssen sich im Bundesland Schleswig-Holstein befinden und im ausgelobten Zeitraum fertiggestellt worden sein.
Die Mitglieder der Jury beim BDA-Preis 2019
Die Bewertung der verschiedenen eingereichten Projekte wurde von einer vierköpfigen Jury vorgenommen:
- Dirk Bopst
Architekt BDA, Landesvorsitzender Brandenburg, 3PO Bopst Melan Architektenpartnerschaft BDA, Potsdam - Dr. Alexander Gutzmer
Chefredakteur Baumeister, Callwey-Verlag, München - Carsten Lorenzen
Architekt, Kopenhagen - Elke Reichel
Architektin BDA, Stuttgart
Die Würfel sind gefallen, die Sieger stehen fest
Nicht weniger als volle zwei Tage hatte die Sitzung der international besetzten Jury gedauert, ehe die Gewinner feststanden. Gewürdigt wurden fünf Bauten aus dem Bundesland Schleswig-Holstein mit dem BDA-Preis. Während sechs Projekte mit Auszeichnungen bedacht wurden, erhielten weitere sieben Projekte eine Anerkennung.
Eingereicht wurden 50 Projekte von insgesamt 34 Architekturbüros aus ganz Norddeutschland. Die Jury traf zunächst eine grobe Auswahl anhand von Bildtafeln. Im Anschluss wurden dann mehr als 25 der Projekte vor Ort genauer unter die Lupe genommen. Diese Auswahl bildete dann die Projekte, aus denen letztlich die Träger des BDA-Preises ausgewählt wurden. Ebenso verhielt es sich mit den Projekten, denen Auszeichnungen und Anerkennungen zuteilwurden.
Ein Beispiel für einen Preisträger: Das Fährhaus Rothenhusen
Sowohl Laien als auch Fachleute waren vom Fährhaus Rothenhusen mit seiner Kombination aus alter und neuer Architektur begeistert. Das Fährhaus befindet sich auf einer Insel im Ratzeburger See. Bereits 450 Jahre hat das Ausflugslokal auf dem Buckel. Dabei befand sich das Anwesen vor einigen Jahren noch in einem desolaten Zustand. Jürgen Rössig und Norbert Marienhoff waren es, die das Fachwerk erneuerten und sich auch um das Innere des Fährhauses kümmerten. Bei den Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten allein blieb es jedoch nicht, denn ein Anbau sollte noch folgen. Hier fand die ehemalige Küche des Fährhauses Platz. Der Anbau mit seiner Reet-Verkleidung soll Architektur und Natur in harmonischer Weise in Einklang bringen.
Die Jury hält das Fährhaus Rothenhusen für ein gelungenes Beispiel für sensibles Bauen an einem besonderen Ort.
Die Preisträger in der Übersicht:
BDA-Preise (1. Rang) – alphabetisch:
Altenteilwohnhaus in Röbel
Bauherren: Erika und Rainer Jahnke, Röbel
Architekten: Wegener Architekten BDA, Neustadt
Europäisches Hansemuseum
Bauherr: Europäisches Hansemuseum Lübeck gGmbH
Architekten: Studio Andreas Heller GmbH Architects & Designers Hamburg
Fährhaus Rothenhusen
Bauherr: Marienhoff Rössig Fährhaus Rothenhusen GmbH
Architekten: Mißfeldt Kraß Architekten BDA PartGmbB, Lübeck
Shoe Shelf Shop – Schuhgeschäft in Neumünster
Bauherr: stüben fuß & schuh GmbH
Architekten: URBAN AGENCY ApS, Valby (Dänemark)
es plant GmbH & Co. KG, Kiel
Wohnheim mit Tagesstruktur für Menschen mit Behinderungen
Bauherr: Feuchte Stiftungsverbund, Heide
Architekten: Steinwender Architekten GmbH, Heide
Auszeichnungen (2. Rang) alphabetisch:
„Alte Feuerwache“- Wohnquartier in Kiel
Bauherr: PAF Projektgesellschaft Alte Feuerwache Kiel mbH, Kiel
(BIG Immobilien und FRANK Heimbau Nord GmbH)
Architekten: LRW Architekten und Stadtplaner
Loosen, Rüschoff + Winkler PartGmbB, Hamburg
BLK2 Böge Lindner K2 Architekten, Hamburg
Eider-Nordsee-Schule in Wesselburen
Bauherr: Schulverband Wesselburen
Architekten: ppp architekten + stadtplaner Lübeck | Hamburg
Ensemble Anscharpark in Kiel
Bauherren: Baugemeinschaft Haus 7 im Anscharpark GbR, Kiel,
Baugenossenschaft Mittelholstein eG, Büdelsdorf
Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen Eckernförde eG
Wankendorfer Baugenossenschaft für S-H eG, Kiel
WOGE Wohnungsgenossenschaft Kiel eG
Architekten: BSP Architekten BDA, Kiel
Schnittger Architekten + Partner
Motel One in Lübeck
Bauherr: Motel One GmbH
Architekten: Riemann Gesellschaft von Architekten mbH, Lübeck
Nordlicht-Schule in Süderbrarup
Bauherr: Amt Süderbrarup
Architekten: Architekten Johannsen und Partner mbB, Hamburg
Wohnhaus in Reinbek
Bauherren: Julia und Martin Neth
Architekten: Schoener und Panzer Architekten BDA, Leipzig
Der Publikumspreis 2019
Erstmalig war die Abstimmung für die Öffentlichkeit online möglich. Die Bürger hatten die Gelegenheit, eine Stimme für eines von elf Projekten abzugeben. Der Countdown für die Stimmabgabe endete dabei im August 2019. Insgesamt gingen über 1.000 Stimmen ein.
Der Publikumspreis zum BDA-Preis Schleswig-Holstein 2019 wurde in Kooperation mit den vier Verlagen der Tagespresse in Schleswig-Holstein ausgelobt. Sieger wurde am Ende das Projekt Fährhaus Rothenhusen, das damit gleich zwei Preise beim BDA-Preis 2019 in Schleswig-Holstein für sich verbuchen konnte.
Wo die Ausstellung nach der Preisverleihung erscheint
Nachdem die Media Docks erster Ausstellungsort nach der offiziellen Preisverleihung am 7.11.2019 gewesen sind, wanderte die Ausstellung „BDA-Preis 2019 – Architektur in Schleswig-Holstein“ zunächst in das Bauforum der TH Lübeck und anschließend nach Kiel. Bis zum 6. Dezember ist die Ausstellung im Forum für Baukultur in der Waisenhofstraße 3 täglich zwischen 14 und 18 Uhr zu sehen. Im Rahmen einer Ausstellungseröffnung durch die Landesvertretung Schleswig-Holstein wird die Ausstellung vom 27. bis 31. Januar in den Ministergärten in Berlin gezeigt.
Viele interessante Fotos der einzelnen Projekte gibt es im Rahmen der Ausstellung zu bestaunen.
Einige der Bilder stammen aus meiner Kamera. Ich schieße also nicht nur Motive aus der Hansestadt Lübeck, sondern bin als Fotograf auch bei verschiedenen privaten und geschäftlichen Events aktiv. Seit einiger Zeit setze ich für meine Fotografien auch eine Drohne ein.
Professionelle Fotografie interessiert euch? Dann meldet euch gerne bei mir.