Ein Kunstkilometer, zwei Tage und 17 Künstler
Anfang September fand zum ersten Mal der Kunstkilometer im CITTI-PARK Lübeck statt, den ich fotografisch begleiten durfte. Die Gemeinschaftsaktion wurde vom CITTI-PARK Lübeck, Michael Scharnberg Jürs GmbH – Der Collisionsspezialist und Heinrich Hünicke zugunsten der Lübeck Hilfe für krebskranke Kinder veranstaltet.
Den Besuchern des Kunstkilometers wurden viele Aktionen zum Mitmachen geboten. Darunter ein Mal-Workshop, viele Aktionen innerhalb des Einkaufszentrums und viel Kunst für die kleinen Besucher.
Versteigerung zugunsten krebskranker Kinder
Der eigentliche Anlass und das Highlight des Kunstkilometers war aber die Versteigerung von Bildern und kreativ gestalteter Mülltonnen. Die Versteigerung wurde von R.SH-Radiomoderator Andreas Rackow begleitet. 17 Künstler stellten an den zwei Tagen Kunstkilometer aus und zeigten, wo ihre Passion liegt. Insgesamt kamen bei der Versteigerung knapp über 3.000 Euro für die Krebshilfe zusammen.
„Die Künstler waren alle sehr offen und haben voller Liebe mitgemacht. Ich freue mich auf den nächsten Kunstkilometer“, resümierte Sascha Warnken, Centermanager des CITTI-PARKs, zufrieden. So unterschiedliche die Mülltonnen und die Bilder beim Lübecker Kunstkilometer gestaltet waren, so unterschiedlich waren auch die Künstler. Gern würden wir euch einige von ihnen genauer vorstellen:
Maritimer und moderner „Shabby Chic“
Ninette Matthiessen ist gebürtige Niedersächsin und lebt seit 2006 im schönen Travemünde. Dort betreibt sie auch eine eigene Galerie, in der sie neben eigenen auch Kunststücke anderer Künstler ausstellt. Für die Kunst hat sie immer schon gelebt, hauptberuflich hat sie sich aber erst 2011 getraut, den Schritt in die freischaffende Kunst zu wagen. Ihr Markenzeichen sind Fische. Pinsel sucht man im Atelier der Travemünderin vergeblich. „Natürlich habe ich auch mal mit Pinsel gemalt, bin aber dann zum Spachtel übergegangen“, erzählt sie. Sie liebt es Bildern Struktur zu verleihen und so Oberflächen entstehen zu lassen. „Aber ich arbeite nicht abstrakt, es ist immer figurativ“, ergänzt sie. Ihre Bilder garniert sie mit einem Hauch „Shabby Chic“, das mache sie modern. Von Online-Shops für Kunstwerke hält sie nicht viel. „Kunst muss man sehen und auch mal fühlen, bevor man sich für ein Bild entscheidet“, findet Ninette.
Verliebt in die kubanische Lebenslust
Inga Klamann malt in ihrem Heim-Atelier in Bad Schwartau und ist seit 2000 intensiv mit der Malerei beschäftigt. Begonnen hat sie mit Bleistift- und Kohlezeichnungen. Doch nun bevorzugt sie in Ihren Werken kräftige und warme Farben. „Ich male immer gegenständlich. Besonders angetan haben es mir zum Beispiel Menschen in Bewegung, Portrait oder Szenen aus dem Stadtleben“, erzählt sie. Ins Auge stechen einem sofort die mittel- und südamerikanischen Einflüsse in ihren Bildern. „Ich habe mich in Kuba verliebt“, schwärmt Inga. „Es ist einfach fesselnd, dass Menschen, die eigentlich so wenig haben, so viel Lebensfreude besitzen und ausstrahlen.“ Ihre Bilder kann man auf Ihrer Facebook Seite und auf ihrer Homepage sehen und auch bestellen.
Kunst auf dem IPad
Marlies Engster bezieht neue Medien in ihre Kunst mit ein: Sie mal vorrangig auf dem IPad. Begonnen hat sie diese Art der Malerei mit Comics. „So wollte und konnte ich meine humorvolle Seite ausdrücken“, erzählt sie und schmunzelt. Sie nutzt die moderne Technik heute vor allem, um Blumenmuster und Maritimes zu zeichnen. Die Bilder lässt sie im Anschluss professionell drucken. Farbenfroh sind sie. Auf dem Kunstkilometer helfen Marlies ihre Söhne abwechselnd. „Auch meinen Facebook Auftritt machen meine Jungs“, fügt sie hinzu.
Aus der Liebe zur Natur
Magitta Dahlke ist Aquarellkünstlerin und Verlegerin aus Stockelsdorf. Zur Kunst kam sie vor 20 Jahren. „Meinem Mann ging es zu dieser Zeit gesundheitlich nicht besonders gut. Um ihn wieder fröhlich zu machen, schlug ich vor, einen Aquarellkurs zu machen“, erzählt Magitta. Dabei sei ihr aufgefallen; „Mensch, das kannst du ja.“ Und seither schwärmt sie für Aquarelle. Die sensible Maltechnik sei nicht nur schön, sondern ließe sich von überall aus machen. Sie malt am liebsten die Natur in der Natur. Vor allem Blumen schaffen es in ihre Gemälde. In ihrem im Oktober 2017 erschienen Buch bringt sie ihre Malerei mit der Lyrik deutscher Dichter zusammen. Zu jeder gemalten Blume hat sie ein Gesicht recherchiert.
Spaß an Kunst ist wichtiger als Geld
Jose Pereira hat sich vor neun Jahren aus purem Spaß der Kunst gewidmet. Er probiert gern neue Sachen und so war es auch mit der Kunst. Ihm kommt es nicht darauf an, mit seiner Kunst Geld zu verdienen. Er hat Spaß daran und will sich den Spaß erhalten. Seine Mülltonne verzierte er mit einem Abbild von Freddy Mercury, einer Putzfrau und einem Astronauten. „Ich mag Freddies Persönlichkeit und wir sollten ja möglichst besondere Menschen darstellen“, erzählt er. Die Putzfrau und der Astronaut haben eher eine mahnende Funktion. „Wir müssen auf unseren Planten achten und ihn nicht mit Müll zuschütten“, so Jose. Der Astronaut soll darauf aufmerksam machen, dass der Mensch auch beginnt das Weltall mit Weltraumschrott zu verschmutzen.
Der Fokus auf die wichtigen Dinge
Doris Götschenberg, oder auch Doro, ist seit ihrer Kindheit kunstbegeistert. „Ich habe schon immer viel gemalt und gezeichnet. Auch Plakate für die Schule und solche Dinge.“ Vor einigen Jahren hat sie nach einer Mutterpause zurück zur Kunst und zur Spachteltechnik gefunden. Damit können man Formen besonders schön herausarbeiten. Vor acht Jahren hat sie dann die Liebe zur Makrofotografie entdeckt – also ganz detaillierten Nahaufnahmen. „Ich möchte den Menschen dadurch vermitteln, dass sie besonnener und mit offenen Augen durch die Natur gehen sollen. Es gibt so viel Schönheit in der Natur und die ist überaus schützenswert“, erläutert Doro.
Die Kunst liegt im Detail
Mareike Kress hat Kunst studiert und ist Kunsttherapeutin. Ihre Bilder leben von ausgeprägten Hintergründen, in denen sich viele Details verstecken. „Ich mag es total, wenn im viel passiert und der Betrachter etwas entdecken und in das Bild hineininterpretieren kann“, erklärt sie. Besonders ins Auge sticht ihr Bild „Waldtänzerin.“ Das Bild ist sehr mystisch und der Wald ehr dunkel. „Diesen Wald gibt es in echt. Er hat mir sehr gut gefallen, deshalb habe ich ihn gemalt“, so die Künstlerin. Die Bilder von Mareike können im Internet gesichtet und auch erworben werden.
Motive aus dem Herzen Lübecks
Sabine Tiedemann ist in ihren Bildern sehr verbunden mit der Hansestadt Lübeck. Viele ihrer Malereien widmen sich der Perle der Hanse. Sie malt bereits seit fast 30 Jahren. Ihre Bilder waren auch schon Bestandteil von mehreren Kalendern, die sie im Auftrag eines Unternehmens gestaltete. Auf die Frage, wie sie zur Malerei kam, antwortet sie: „Das weiß ich gar nicht mehr. Das ist schon so lange her.“ Frau Sabine Tiedemann hat keine eigene Homepage und ist nicht auf Social Media Kanälen vertreten. Man erreicht sie am besten über ihre E-Mail: sabine.tiedemann.hl@gmail.com.
Das Spiel mit Formen und Farben
Wibke Meisen legt ganz besonderen Wert auf die Farben, die sie verwendet. Eine genaue Technik verfolgt sie nicht. „Ich schaue einfach wie es mir geht und auf welche Farben ich Lust haben. Dann setze ich mich hin und los geht’s“, erläutert sie ihre Malereien. Vorrangig verwendet sie Acrylfarben, die sie dann mit einem Pinsel oder einem Spachtel auf die Fläche bringt – alles ganz nach Gefühl. Ein „Oben“ oder „Unten“ haben ihre Bilder nicht. Jeder ihrer Kunden kann sich die Werke so zurecht drehen und hängen wie er möchte. „Ich probiere einfach gern Farben aus und wer dann was in meine interpretiert, ist jedem selbst überlassen.“ Frau Wibke Meisen hat keine eigene Webseite und ist nicht auf Social Media Kanälen aktiv. Man erreicht sie am besten über ihre E-Mail: wibke.hoche@t-online.de.
Zwischen Pastell und Historie
Die Leidenschaft von Rainer Karow sind Pastellfarben. Die künstlerischen Vorbilder des gebürtigen Lübeckers sind die Expressionisten. „Diesen Stil habe ich für mich gefunden und auf meine eigene Weise interpretiert“, erklärt er. Diesen Stil mit Pastellfarben zu gestalten, ist nicht einfach, sagt er. „Pastellfarben sind nicht korrigierbar. Jeder Pinselstrich muss sitzen.“ Künstler war Rainer schon immer, erzählt er. In der Schule habe er vor allem Koggen gemalt. Jetzt, wo er in Rente ist, hat er die Liebe zur Malerei wiederentdeckt. Auch geschichtlich ist Rainer sehr versiert. Er hat alte Korrespondenzen und Schriften seiner Vorfahren geerbt und ist gerade dabei, die Geschichte und Gedanken der Menschen zwischen 1871 und 1939 in einem Buch niederzuschreiben. „Bisher sind es 700 Seiten. Aber ich bin noch nicht am Ende“, macht er neugierig. Einige Infos zu seinen Büchern findet man auf der Webseite: www.weltraumarchaeologie.de.
Eine Passion für Strukturen und Beschaffenheit
Henrike Graber kam über einen Antiquitätenkurs zur Malerei. „Ein großer Teil des Kurses waren Bilder und ich wollte wissen, wie man mal. Wie man es schafft, Spiegelungen und Beschaffenheit darzustellen.“ Also schloss ich an den Antiquitätenkurs ein Malkurs an. Zum 50. Geburtstag wünschte sich die fröhliche Künstlerin ihre erste Mal-Grundausstattung samt Staffelei. Seither haben es ihr verschiedenste Oberflächen angetan. „Ich liebe es einfach verschiedene Materialien zu malen wie Stoffe, Spiegelungen, Glanz oder auch die menschliche Haut in ihrer Struktur“, erzählt Henrike. Nur ein Stil sei ihr zu langweilig. „Dazu bietet die Kunst zu viel.“ Auch politische Botschaften verarbeitet sie in ihrer Kunst. Ein großes Auge mahnt vor der allgegenwärtigen Überwachung durch Kameras oder Computertechnologie.
Farbenspiel mit überraschenden Ergebnissen
Ilka Abbé mal eigentlich schon immer, sagt sie. Ende des vergangenen Jahres hat sie die Fluid Art für sich entdeckt. Die spezielle Mischtechnik für Acrylfarben ermöglichen ihr viel mit Formen und Farben zu spielen und zu experimentieren. Ihre Inspiration holt sie aus sich selbst, denn „das Bild entsteht während der Arbeit daran.“ Einen ganz konkreten Plan, was sie mal, hat sie vor Beginn der Arbeit nicht. Ihre Motive sind vorrangig aus der Natur, aber abstrakt umgesetzt. „Aber im Prinzip ist jedes Bild auch für mich am Ende eine Überraschung.“
Fazit: Der Lübecker Kunstkilometer war sowohl für die Centerbetreiber als auch für die ausstellenden Künstler erfolgreich. Die Stimmung im Einkaufzentrum beschreibt Sascha Warnken als inspirierend. Es gibt sogar jetzt schon Künstler, die sich direkt wieder für den nächsten Kunstkilometer 2019 angemeldet haben. „Und auch diejenigen, die wir in diesem Jahr nicht nehmen konnten, haben dann 2019 die Chancen, am Kunstkilometer im CITTI-PARK teilzunehmen.“
2 Comments
Ja, es war ein Kunstkilometer, bei dem 17 Künstler ausgestellt haben, und ich finde es schade und bin auch ein wenig traurig, dass nicht über alle 17 berichtet wird, sondern leider nur von 12 Aussteller. Die, die abseits der „Meile „ ausgestellt haben, werden ganz einfach nicht erwähnt. Fühle mich ein wenig als zweite Garnitur. Schade eigentlich.
Hallo Rosemarie,
danke, für Dein Kommentar. So wie Michael Scharnberg mir mitteilte, hat er alle 17. Künstler einzeln interviewt. Somit wird er Dich bestimmt in seinem Video, das er noch bearbeitet mit aufführen.
Ja, das stimmt ich habe nicht alle mit aufgeführt, das ist keine Absicht, sondern mir fehlte zum Ende des Kunstkilometers einfach die Zeit. Ich habe zwei Tage lang unentgeltlich beim Kunstkilometer fotografiert, Gespräche mit einzelnen Künstlern geführt, alle Bilder bearbeitet und diesen Artikel zum Kunstkilometer verfasst. Diese ganzen Arbeiten waren eine freiwillige Leistung meinerseits, um den Kunstkilometer bekannter zu machen.
Es wurde erst am zweiten Tag am späten Nachmittag erwähnt, dass sich oben auf der Galerie noch weitere Künstler befanden. Die 12 Künstler die ich aufgeführt habe, hatten einfach Glück, dass sie hier mit aufgeführt werden. Dieser Artikel vom Kunstkilometer ist ein kleiner Abriss dessen, was zwei Tage vor Ort passiert ist und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit aller Künstler oder sonstiger Aktivitäten vor Ort.
Solltest Du im nächsten Jahr dabei sein, komme ich auch gerne bei Deinem Stand vorbei. Ich werde mich, sofern ich die Veranstaltung im nächsten Jahr fotografiere bei dem Centermanager Sascha Warnken nach einem Lageplan der einzelnen Künstler erkundigenden, um dann möglichst alle „fotografisch“ festzuhalten. Oder Du beauftragst mich gegen Bezahlung, Dich separat zu fotografieren und zu interviewen, außerhalb der Veranstaltung.
Viele Grüße
André