Die Marienkirche in Lübeck

Es gibt einige beeindruckende sakrale Gebäude in Deutschland. Denken wir in diesem Zusammenhang nur an den Kölner Dom, die Frauenkirche in München oder die Gedächtniskirche in der Bundeshauptstadt Berlin. Eine Nummer kleiner, aber nicht weniger beeindruckend ist die Marienkirche in der Hansestadt Lübeck.

Der offizielle Name der Kirche lautet zwar St.-Marien-Kirche, die Einwohner Lübecks bezeichnen die drittgrößte Kirche Deutschlands aber gerne einfach nur als Marienkirche. Diesem Usus wollen wir in diesem Artikel gerne folgen. Du wirst in den folgenden Zeilen alles Wissenswerte über dieses beeindruckende Gebäude Lübecks erfahren; ein Gebäude, welches das Stadtbild bereits seit Jahrhunderten prägt.

Besonders beeindruckend an der Marienkirche ist ihr imposantes Mittelschiff. Der Gewölbescheitel erhebt sich stolze 38,5 Meter über das Fußbodenniveau. Im Vergleich hierzu besaß Notre Dame in Paris eine Mittelschiffshöhe von „nur“ 35 Metern. Allein dies verdeutlicht die Ausmaße dieses beeindruckenden Monuments. Doch es gibt noch viele weitere interessante Daten zur Marienkirche und auch die Geschichte des Gebäudes kann sich sehen lassen, wie Du folgend erfährst.

Marienkirche St. Marien in Lübeck
Marienkirche St. Marien in Lübeck

Lübeck – bekannt für Kirchen und Marzipan

Lübeck mit seinen 216.712 Einwohnern (Stand 2016) ist eine Stadt im Bundesland Schleswig-Holstein. Nach der Landeshauptstadt Kiel ist Lübeck damit die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes. Die Hansestadt bezeichnet man oft als „Königin der Hanse“. Der Fluss Trave fließt durch Lübeck.

Die Geschichte Lübecks geht bis ins Mittelalter zurück. Schnell wurde die Stadt zu einem wichtigen Ort für den Handel, da sie nahe an der Ostsee liegt. In den Zeiten der Hanse wuchs sie sehr schnell, vor allem deshalb, da sie bald zu einem Drehkreuz vom Handel auf der Ostsee wurde und sich als bedeutendste Stadt in der Hanse bezeichnen durfte.

Besonders bekannt ist Lübeck heute für die Altstadt, in der sich fünf große Kirchen mit insgesamt sieben Türmen befinden. Aus diesem Grund trägt Lübeck auch den Spitznamen „Stadt der sieben Türme“. Zusätzlich sind einige alte Kaufmannshäuser aus den Hanse-Zeiten erhalten und gelten – ebenso wie das Rathaus, das Holstentor und die Kirchen – als wichtige Wahrzeichen Lübecks.

Freunde von Süßigkeiten dürften das Lübecker Marzipan kennen, das aus der Hansestadt stammt und weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins bekannt ist.

Lübecker Marzipan
Lübecker Marzipan

Lübeck, die Stadt der sieben Kirchen

Hauptsächlich geprägt ist das Bild der Altstadt durch die sieben Kirchtürme, die zu den fünf großen Altstadtkirchen zählen:

  • im Norden der Altstadt die Jakobikirche,
  • im Zentrum die Marienkirche mit zwei Westtürmen,
  • in der Nähe des Holstentores die Petrikirche,
  • die Aegidienkirche,
  • im südlichen Altstadtbereich der Dom mit seinen zwei Westtürmen.
Stadt der sieben Kirchen
Stadt der sieben Kirchen

Während die Marienkirche die größte Kirche Lübecks darstellt, ist die Aegidienkirche die kleinste der fünf großen Altstadtkirchen. Zudem ist sie die einzige im Ortsteil der Altstadt, dem Wohnviertel der kleinen Leute und Handwerker. Da sie den Krieg unbeschadet überstanden hat, erhielt ihr Innenraum sein ursprüngliches Erscheinungsbild.

Der Bau der Marienkirche

Die Marienkirche in Lübeck gilt als großartiges Beispiel kirchlicher Backsteingotik. Man könnte meinen, die Bewohner der Stadt ahnten bereits damals, welch imposantes Bauwerk sie herstellen würden, denn sie errichteten die Kirche in unmittelbarer Nähe des Rathauses, ganz im Zentrum der Stadt also. Der Bau selbst zog sich über mehrere Generationen hinweg. So begannen die Bauarbeiten um das Jahr 1250; vollendet wurde die Marienkirche aber erst 100 Jahre später.

Als Vorbilder der Marienkirche dienten gotische Kathedralen in Flandern und Frankreich. Bis heute ist die dreischiffige Lübecker Basilika mit einem fast 40 Meter hohen Mittelschiff und zwei 125 Meter hohen Türmen das höchste Backsteingewölbe weltweit. Die Formen der Gotik aus dem Naturstein wurden bei der Marienkirche in Lübeck zum ersten Mal in das heimische Backsteinmaterial übertragen. Damit wurde die Basilika in Lübeck zu einem Vorbild für viele gotische Backsteinkirchen im kompletten Ostseeraum.

Höchste Backsteingewölbe weltweit
Höchste Backsteingewölbe weltweit

Die Marienkirche im Zweiten Weltkrieg

Auch die Marienkirche blieb leider von den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges nicht verschont. So brannte das Kirchengebäude bei einem Bombenangriff im Jahr 1942 beinahe vollständig aus. Die Dächer fingen Feuer, Gewölbe und Turmhelme stürzten in sich zusammen und die Glocken fielen in den Boden des südlichen Turms. Die Marienkirche wurde noch während des Krieges mithilfe eines Notdaches geschützt, ehe es ab dem Jahr 1947 mit dem Wiederaufbau losgehen sollte. Dieser dauerte nicht weniger als zwölf Jahre. In den Jahren 1956 und 1957 rüstete man die Türme mit ihren Turmhelmen aus.

Der Bombenangriff am Palmsonntag zerstörte auch die Glocken der Marienkirche. Diese liegen unverändert als Mahnmal in der Gedenkkappelle unter dem Süderturm. Nach Ende des Krieges wurden sie durch Glocken aus den Danziger Kirchen ersetzt. Einige Jahrzehnte später wurde der Stahlglockenstuhl und die Stahljoche durch eine Holzkonstruktion ausgetauscht. Für ein besseres Klangbild erhielten die Glocken neue Klöppel, die aus weichem Stahl geschmiedet wurden. Der Einsatz der insgesamt sieben Glocken erfolgt einer gewissen Läuteordnung. Es klingen umso mehr Glocken, je wichtiger der Anlass ist.

Zerstörte Kirchenglocken
Zerstörte Kirchenglocken

Kunstwerke in der Marienkirche

Wie man es von bedeutsamen Kirchengebäuden kennt, sind auch in der Marienkirche allerhand beeindruckende kleinere und größere Kunstwerke zu finden. Dies beginnt beim imposanten Orgelspiel und den nicht weniger beeindruckenden Glocken der Kirche und endet bei mittlerweile verschollenen oder zerstörten Wandgemälden und anderen Kunstwerken.

Keine Kirche ohne Musik

Bereits im Mittelalter war die Auswahl der Kirchenmusik in der Marienkirche sehr reichhaltig. So leistete sich die Kirche einen eigenen Sängerchor. Die gesangliche Ausgestaltung der Gottesdienste wurde nach der Reformation durch die Kirchenordnung vom Chor des Katharineums übernommen. Dafür erhielt die Schule im Gegenzug als Entlohnung die Einnahmen der Stiftung der Kapelle.

Bis zum Jahr 1802 war der zuständige Kantor nicht nur Lehrer der Schule, sondern auch für den Gemeinde- und Chorgesang verantwortlich. Für die Orgel- und Instrumentalmusik war hingegen der Organist zuständig. Der Organist hatte in seiner Form als Werkmeister zusätzlich Verwaltungsaufgaben bei der Bauunterhaltung sowie der Kirchenrechnungsführung zu übernehmen.

Kirchenbänke in der Marienkirche
Kirchenbänke in der Marienkirche

Zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert wurden von den Kantoren der Marienkirche eine umfangreiche Chorbibliothek angelegt, in der etwa 2.000 Werke verzeichnet sind. Nicht weniger als 69 Sätze an Stimmbüchern wurden gedruckt und zusätzlich ein Satz handschriftlicher Stimmen. Diese verblieben bis ins Jahr 1814 in der Marienkirche, bis sie der neu gegründeten Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gestiftet wurden. In deren Besitz befinden sie sich noch heute. Das Geschenk war damals als Geste Lübecks vor dem Wiener Kongress zu verstehen.

Die Glocken und das Orgelspiel der Marienkirche

Die Hauptorgel in der Marienkirche

Bereits im 14. Jahrhundert verfügte die Marienkirche über eine Orgel. Dies lässt sich daraus entnehmen, weil die Amtsbezeichnung des Organisten schon im Jahr 1377 in einem Testament bezeugt ist. Zwischen den Jahren 1516 und 1518 erfolgte die Anfertigung der ersten Großen Orgel an der Westwand der Kirche. Sie war als Ersatz für die Große Orgel aus dem Jahr 1396 konzipiert. Diese Große Orgel verfügte über 32 Register, die sich auf Pedal und zwei Manuale verteilten. Die Große Orgel wurde immer wieder erweitert und im Laufe der Jahrhunderte umgebaut. So wurden manche Register ausgetauscht und die Anordnung der Manuale geändert.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte die Orgel schließlich drei Manuale und Pedal, 57 Register sowie knapp 4.700 klingende Pfeifen. Im Jahr 1851 schließlich wurde eine neue Orgel erbaut, die über vier Manuale, Pedal sowie 80 Stimmen verfügte.

Hauptorgel in der Marienkirche
Hauptorgel in der Marienkirche

Beim Bombenangriff im Jahr 1942 fiel die Große Orgel bei einem Brand leider den Flammen zum Opfer. Im Jahr 1968 wurde in der Marienkirche die zum damaligen Zeitpunkt größte Orgel der Welt mit mechanischer Spieltraktur geschaffen. Sie verfügt auf fünf Manualen und Pedal 100 Register mit mehr als 8.500 Pfeifen, wobei die kleinste lediglich wenige Millimeter und die längste elf Meter misst. Die Registertraktur wird elektrisch betrieben.

Die Chororgel (Totentanzorgel)

Die Totentanzorgel in der Marienkirche ist noch älter als die Große Orgel. Ihren Namen verdankt die Orgel dem Umstand, da sie sich an der Ostseite des nördlichen Querschiffes befindet, an dem sich die sogenannte Totentanzkapelle befindet. Auf dieser ist ein Totentanz angebracht. Die Totentanzorgel aus dem Jahr 1477 hatte den Zweck, die in der Totentanzkapelle abgehaltenen Totenmessen musikalisch zu begleiten. Nach der Reformation diente sie zur musikalischen Untermalung von Abendmahlsfeiern und Andachten.

Ebenso wie bei der Großen Orgel erlebte auch die Totentanzorgel zahlreiche Restaurationen, Reparaturarbeiten und Umbauten. Nicht zuletzt aus diesem Grund erlangte sie schnell das Interesse der Fachwelt. Im Jahr 1937 wurde sie schließlich ausführlich restauriert, um den Zustand aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert wiederherzustellen. Leider fiel auch diese Orgel gemeinsam mit dem Totentanz einem Brand am Palmsonntag im Jahr 1942 zum Opfer.

Totentanzorgel
Totentanzorgel

Im Jahr 1955 schließlich erfolgte die Wiederherstellung der Totentanzorgel nach den ursprünglichen Abmessungen aus dem Jahr 1937; die Orgel wurde nun jedoch im nördlichen Chorumgang platziert, ausgerichtet zum Hochchor. Den ursprünglichen Platz der Orgel wurde der neuen Astronomischen Uhr zugewiesen.

Diese Nachkriegsorgel war überdurchschnittlich anfällig für Reparaturen; daher wurde sie an gleicher Stelle im Jahr 1986 durch die neue Totentanzorgel ersetzt. Diese besitzt insgesamt 56 Register mit etwa 5.000 Pfeifen bei mechanischer Spieltraktur auf Pedal und vier Manualen. Besonders gut eignet sich die Orgel zur Begleitung von Kasualien und Andachten sowie zur Darbietung älterer Orgelmusik.

Das Carillon

Teilweise stammen die 36 Glocken vom Glockenspiel aus der Katharinenkirche in Danzig. Sie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in das Glockenspiel eingebaut. Sie erklingen zu jeder vollen und halben Stunde in Form von Choral-Melodien, die abhängig vom Kirchenjahr wechseln. Während das Glockenspiel früher mithilfe einer komplizierten elektromechanischen Walzenmechanik gesteuert wurde, erfolgt die Steuerung seit der Renovierung im Jahr 2008 per Computer. An Weihnachten und Ostern wird das Glockenspiel vom Organisten um 12 Uhr mittags noch von Hand gespielt.

Das Brabender Sandsteinreliefs – Die Abendmahlsszene

Im Jahr 1515 wurde das Sandsteinreliefs durch den Bildhauer Heinrich Brabender erschaffen. Es erzählt von der Leidensgeschichte Christi und bildet das letzte Abendmahl ab. Finanziert wurde das Gebilde durch die Familie Salige, die sich mit einem Wappen darauf verewigte. Auf der linken Seite der Abendmahlszene ist eine Maus zu sehen. Sie nagt an einem Wurzelstock, dies ist – einer alten Überlieferung nach – als Warnung vor einem plötzlich auftretenden Unglück anzusehen.

Weitere Kunstwerke

Neben einer imposanten Orgel und stolzen Glocken hat die Marienkirche aber auch filigranere Kunstwerke zu bieten. Zu nennen sind an dieser Stelle beispielhaft das Triumphkreuz von Gerhard Marcks im Hochchor über dem Swarte-Altar aus dem Jahr 1495, das Marmorepitaph für den Ratsherrn Johann Füchting aus dem 17. Jahrhundert und nicht zuletzt ein bronzenes Sakramentshäuschen aus dem Jahr 1479.

Die Astronomische Uhr

Die Astronomische Uhr wurde zwischen 1561 und 1566 erbaut. Sie galt als Kleinod der Sakral- und Kunstgeschichte. Auch sie wurde beim Brand im Jahre 1942 vollständig zerstört. Davor befand sie sich hinter dem Hochaltar im Chorumgang. Im St.-Annen-Museum ist lediglich ein Ziffernblatt, das im Rahmen einer früheren Restauration ersetzt worden war, erhalten.

Die neue Astronomische Uhr befindet sich an der Ostseite vom nördlichen Querschiff in der Totentanzkapelle. Konzipiert und errichtet wurde sie von Paul Behrens, einem Uhrmachermeister aus Lübeck. Er selbst sah die Astronomische Uhr als sein Lebenswerk zwischen den Jahren 1960 und 1967 an. Er sammelte dafür Spenden, stellte Uhrenteile selbst her und kümmerte sich bis zu seinem Lebensende um die notwendigen Wartungsarbeiten.

Die Kalender- und Planetenscheiben der Astronomischen Uhr werden von einer komplizierten Mechanik bewegt und zeigen verschiedene astronomische Tierkreiszeichen, den Stand von Sonne und Mond, Tag und Monat sowie das Osterdatum.

Die Astronomische Uhr
Die Astronomische Uhr

Auch an einer astronomischen Uhr nagt früher oder später der Zahn der Zeit. So wurde die Astronomische Uhr in der Marienkirche in den Jahren 2013 und 2014 aufwändig saniert. Insgesamt dauerten die Sanierungsmaßnahmen acht Monate, wobei sich die Gesamtkosten dafür auf einen Betrag von 125.000 Euro summierten. Dieses umfangreiche Projekt wurde durch zahlreiche Spenden von Lübecker Bürgern, Geschäftsleuten, Gästen und der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung finanziert.

Es war das erste Mal überhaupt in ihrer Geschichte, dass die astronomische Uhr nach ihrem Bau wieder in ihre Einzelteile zerlegt wurde. Notwendig waren die Maßnahmen, da die Uhr immer wieder Aussetzer hatte und gründlich gereinigt werden musste. Während der Sanierungsarbeiten wurde eine große Plane mit einem Bild der Uhr vor die Baustelle gehängt. Somit mussten die Lübecker Bürger nicht auf den gewohnten Anblick verzichten.

Verbrannte Kunst

In Flammen aufgingen unter anderem die folgenden Kunstwerke der Marienkirche:

  • die Gregorsmesse von Bernt Notke,
  • der monumentale Lübecker Totentanz – ebenfalls ursprünglich von Bernt Notke; dieser wurde im Jahr 1701 durch eine Kopie ersetzt,
  • die geschnitzten Figuren des Lettners,
  • der Dreifaltigkeitsaltar von Jakob van Utrecht,
  • der Einzug Christi in Jerusalem von Friedrich Overbeck.

Der Mann mit dem Zählbrett, die Orgelskulptur an der Großen Orgel aus der Zeit zwischen 1516 und 1518 sowie die Heiligenfiguren an der Westseite des Lettners fielen ebenfalls den Flammen zum Opfer. Urheber dieser Werke war der Bildschnitzer Benedikt Dreyer.

Leider zählten auch die mittelalterlichen Fenster der Burgkirche zu den Opfern eines Brandes. Die Fenster befanden sich ab dem Jahr 1840 in der Marienkirche.

Glasmalerei von Markus Lüpertz Tympanonfenster (2002)
Glasmalerei von Markus Lüpertz Tympanonfenster (2002)

Glasmalereien in der Marienkirche

Sämtliche Fenster und somit alle Glasmalereien wurden beim Brand im Jahr 1942 bis auf wenige Reste vollständig zerstört. Dieses Schicksal ereilte auch die Fenster der Burgkirche, die im 19. Jahrhundert beim Abbruch der Kirche des Burgklosters gerettet und im Laufe der weiteren Jahre in der Marienkirche eingebaut wurden. Beim Wiederaufbau verwendete man einfache Rautenfenster, die nur sparsam dekoriert wurden und in der Regel die Wappen der Spender zeigen. Einigen Fenstern spendierte man eine besondere künstlerische Gestaltung:

  • So zeigen die Fenster in der Marientidenkapelle die Wappen der Hansestädte Lübeck, Hamburg und Bremen.
  • An die deutschen Ostgebiete erinnern Fenster der Gedenkkapelle, die sich im Südturm befindet. Hier befinden sich auch die zerstörten Glocken. In den Fenstern sind die Wappen von preußischen Provinzen, historischen Siedlungsgebieten, Ländern und Städten zu erkennen.
  • Besondere gestaltete Fenster befinden sich ebenfalls in der Briefkapelle. Das zerrissene Rautenmuster soll zum einen an die Zerstörung der Kirche, zum anderen an die zerrissenen Netze der Jünger Jesu erinnern.

Die goldene Marientidenkapelle

Die goldene Marientidenkapelle
Die goldene Marientidenkapelle

Aus dem Jahr 1444 stammt die Sängerkapelle – auch Marientidenkapelle genannt. Die Kapelle wurde häufig als Beichtkapelle genutzt. Deutlich im Bild zu erkennen ist ein vergoldeter Schnitzaltar aus spätgotischer Zeit, der in Antwerpen gefertigt wurde. Auf der Schnitzerei sind biblische Szenen und Szenen aus der Marienlegende abgebildet.

Wiederaufbau und Restauration

Im Jahr 1951 gab es einen erfreulichen Anlass. Die 700-Jahr-Feier der Kirche konnte unter dem wiederhergestellten Dach würdig begangen werden. Zu diesem Anlass stiftete der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer die neue Pulsglocke. Zugleich konnte die Gedenkkapelle im Südturm eingeweiht werden.

Ein handfester Kunst-Skandal

Dietrich Fey wurde im Jahr 1948 damit beauftragt, die gotischen Fresken zu restaurieren. Der Lübecker Maler Lothar Malskat diente ihm hierbei als sein Assistent. Seine Arbeit sollte jedoch schnell zum größten Kunstfälscherskandal nach dem Zweiten Weltkrieg werden. Im Obergaden des Chorraums waren keinerlei Malereien vorhanden.

So beauftragte Dietrich Fey den Maler Lothar Malskat damit, in diesem Bereich Heiligenfresken im Stile der Zeit um das Jahr 1300 nach eigenem Entwurf zu ergänzen. Im Jahr 1951 wurde seine Arbeit von einer Sachverständigenkommission als „unsachgemäß“ kritisiert; zu einer gerichtlichen Klärung kam es jedoch erst nach der Selbstanzeige von Lothar Malskat im Jahr 1952.

In der Berichterstattung und der öffentlichen Wahrnehmung wird bis heute dabei jedoch übersehen, dass die Fälschungen von Lothar Malskat nur einen geringen Teil der prachtvollen Ausmalung der Kirche ausmachen. Zudem wurden sie auf Veranlassung des damaligen Bischofs schnell wieder abgewaschen.

Bilder des Besuchs im Video

Man kann sagen, dass ich ein regelrechter Fan von alten Gebäuden bin. Im Sinne von alt, zählt die Marienkirche – erbaut von 1250 bis 1350 – hier definitiv dazu. So wie ich vor kurzem erst die Petrikirche bewundert habe, bin ich auch hier überwältigt seitens der damaligen Baukunst.

Auf dieser Seite habe ich nicht alle Bilder eingefügt. Die weiteren Bilder meines Besuchs in der Marienkirche findest Du in dem nachfolgenden Video. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Anschauen.

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Spannende Sagen und Mythen um die Marienkirche

Bis zum heutigen Tag halten sich spannende Sagen rund um die Marienkirche. Wenn Du auf Deinem Rundgang durch diese Kirche Deine Augen offenhältst, wirst Du Spuren dieser Überlieferungen entdecken können.

Die Geschichte mit der Maus und dem Wohlstand Lübecks

Die erste Spur befindet sich hinter dem Chor; hier ist eine Maus in Stein gemeißelt. Die Legende besagt, dass eine Maus direkt neben der neu errichteten Kirche ihr Nest an einem Rosenstock gebaut habe. Den Strauch habe sie damit zum Welken und gleichzeitig Unheil über die Stadt gebracht.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren die braven Lübecker Bewohner der Ansicht, der anhaltende Wohlstand sei Symbol für die kontinuierliche Freiheit der Stadt. In der Tat musste sich die Hansestadt jedoch kurze Zeit, nachdem der Strauch eingegangen war, den einfallenden Dänen ergeben. Als später die Freiheit wiedergewonnen war, wurde „Rosemarie“ als Mahnmal in Stein gehauen. Seitdem gilt sie als Glücksbringer. Man sagt, einem Menschen, der sie berührt, wird Gutes zuteilwerden.

Der Teufel der Marienkirche

Sicherlich interessant ist auch die Sage um den Teufel der Marienkirche. Er soll während der frühesten Bauphase der Kirche des Weges gekommen sein und die Lübecker Bewohner gefragt haben, was mit den vielen Steinen denn geschehen solle. Die braven Lübecker Bürger antworteten ihm, dass ein Wirtshaus mit den Steinen gebaut werden solle, um ihn nicht zu verärgern. Der Teufel freute sich bei dem Gedanken an Unfrieden und Laster und legte selbst beherzt mit Hand an.

Erst nachdem die Kirche fertig gebaut war, merkte er, dass er von den Lübecker Bürgern belogen wurde. In all seiner Wut wollte er den Bau mit einem einzigen Backstein wieder zerstören. Jedoch konnten ihn die Einwohner davon abbringen, weil sie behaupteten, dass direkt neben der Kirche ein Wirtshaus gebaut werden sollte. Der Teufel schleuderte nun den Stein an eben diese Stelle, wo er bis heute liegt. Auf ihm befindet sich ein Teufel aus Bronze, der die Bewohner der Stadt an diese Sage erinnert.

Die Legende vom „Steinalt“

Ein steinalter und ebenso steinreicher Kaufmann aus Lübeck wollte dem Tod ein Schnippchen schlagen. Immer wenn dieser ihn besuchte, um ihn zu holen, schickte er ihn weg. Im Laufe der Jahre war er so alt geworden, dass er niemanden mehr kannte, denn sämtliche Verwandte und Bekannte waren vor ihm gestorben, sogar seine eigenen Kinder und Enkel.

Nun war er des Lebens dann doch überdrüssig, der Tod jedoch, wollte nicht mehr zu ihm kommen. Der Kaufmann suchte ihn in den Nachtstunden in der Marienkirche auf. Der alte Mann kletterte über eine Leiter, die Arbeiter stehen hatten lassen, unters Dach und wartete dort. Die Wartezeit wurde immer länger und länger, so lange, bis der alte Mann geschrumpft und versteinert war.

Wenn Du außen an der Briefkapelle ganz nach oben schaust, wirst Du eine verwitterte Steinfigur erkennen, die einen ängstlich kauernden, alten Mann zeigt.

Was sind die höchsten Kirchengebäude der Welt?

Unter den höchsten sakralen Gebäuden weltweit finden sich einige sehr bekannte Gebäude, zum Teil auch in Deutschland. So sind etwa der Petersdom, der Stephansdom, der Kölner Dom und das Ulmer Münster unter den Top 10 der höchsten Kirchengebäude der Welt zu finden. Die Liste der höchsten Kirchengebäude mit einigen Anmerkungen findest Du folgend.

Platz 1: Ulmer Münster mit mehr als 161 Metern

Bis auf eine Höhe von 143 Metern lässt sich das Ulmer Münster begehen. Voraussetzung ist aber, dafür 768 Stufen zu erklimmen.

Platz 2: Basilika Notre-Dame de la Paix mit mehr als 158 Metern

Die Höhe von 158 Metern versteht sich inklusive Kuppelkreuz und Laterne, wobei die Kuppel selbst niedriger als die des Petersdoms ist.

Platz 3: Kölner Dom mit mehr als 157 Metern

Für den Bau des Kölner Doms hat man sich sehr viel Zeit gelassen. Die Rede ist hierbei von einer Zeitspanne von mehr als 600 Jahren. So erfolgte der Baubeginn im Jahr 1248, die Fertiggestellung der Türme konnte man jedoch erst im Jahr 1880 vermelden. Bis zum 1884 war der Kölner Dom das weltweit höchste Gebäude. Möchte man ganz nach oben, führen 532 Stufen in die Höhe. Seit dem Jahr 1996 ist der Kölner Dom UNESCO-Welterbe.

Platz 4: Kathedrale von Rouen mit 151 Metern

Die Kathedrale von Rouen galt bis zum Jahr 1877 als höchstes Gebäude der Welt, bis sie vom Kölner Dom abgelöst wurde. Bis heute ist sie die höchste Kirche in Frankreich und besitzt zudem den höchsten Gusseisenturm weltweit.

Platz 5: St. Nikolai mit knapp 148 Metern

Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Ruine gilt bis heute als Mahnmal für Kriegsopfer. Zwischen 1874 und 1876 war St. Nikolai das höchste Gebäude der Welt. Seit dem Jahr 2005 befindet sich in einer Höhe von 76 Metern eine Aussichtsplattform, die einen beeindruckenden Blick auf die Hansestadt Hamburg erlaubt.

Platz 6: Straßburger Münster mit 142 Metern

Das Münster in Straßburg war bis zum Jahr 1874 das höchste Bauwerk der Welt – und das über einen Zeitraum von mehr als 200 Jahren (zwischen 1647 und 1874).

Platz 7: Basilika der Muttergottes von Lichén mit 141,5 Metern

Vollendet wurde die größte Kirche in Polen im Jahr 2004.

Platz 8: Stephansdom mit über 136 Metern

Die Einwohnern Wiens bezeichnen den Stephansdom gerne auch liebevoll „Steffl“. Bis auf eine Höhe von 72 Metern ist sein Südturm zugänglich. Auch der Stephansdom galt für einige Jahrzehnte als höchstes Kirchengebäude der Welt. Bei einer Höhe von 65 Metern wurde der Bau des Nordturms eingestellt. Der Nordturm beherbergt bis heute die größte Glocke Österreichs, die „Pummerin“ getauft wurde.

Platz 9: Neuer Dom mit knapp 135 Metern

Gemessen an der Fläche handelt es sich beim Neuen Dom um die größte Kirche in Österreich. Der Legende nach wurde der Neue Dom mit Absicht etwas niedriger gehalten, um den Stephansdom nicht zu überragen.

Platz 10: Petersdom mit 132,5 Metern

120 Jahre lang dauerte der Bau des Petersdoms. Hinsichtlich Fläche, Fassungsvermögen und ummauerter Fläche handelt es sich beim Petersdom um die größte Kirche der Welt.

Im Grunde muss sich die Marienkirche in Lübeck kaum hinter diesen großen Sakralgebäuden verstecken. Rechnet man die Wetterhähne der beiden Türme ein, so ergibt sich eine Höhe von jeweils knapp 125 Metern der beiden Kirchtürme.

Was sind die größten Kirchengebäude der Welt?

Um eine Rangliste der größten Sakralgebäude weltweit aufstellen zu können, müssen wir uns für einen Faktor entscheiden, der den Unterschied zwischen den verschiedenen Kirchengebäuden darstellt. Wir haben uns für die Größe des Innenraums der Gebäude entschieden.

Größte Kirchengebäude der Welt
Größte Kirchengebäude der Welt

Platz 1: Kathedrale Mariä Empfängnis mit einer Grundfläche von 23.000 Quadratmetern

Diese Kathedrale im spanischen Cordoba wurde zwischen 784 und 987 als Moschee erbaut. Ab dem Jahr 1523 wurde eine christliche Kathedrale hinzugefügt.

Platz 2: Liebfrauenbasilika mit einer Grundfläche von 18.000 Quadratmetern

Die Liebfrauenbasilika befindet sich in Brasilien und besitzt schier unglaubliche Ausmaße. So bietet sie bis zu 70.000 Personen Platz. Sie gilt als berühmte Wallfahrtskirche.

Platz 3: St. Peter im Vatikan mit einer Grundfläche von mehr als 15.000 Quadratmetern

Auf Platz 3 rangiert die vielleicht bekannteste Kirche der ganzen Welt. St. Peter im Vatikan bietet Platz für 20.000 Personen. Allein das Mittelschiff hat am Eingang eine Breite von knapp 26 Metern, das Querhaus gar eine Breite von knapp 138 Metern.

Platz 4: Heilige Dreifaltigkeit mit einer Grundfläche von mehr als 12.000 Quadratmetern

Die Heilige Dreifaltigkeit ist eine Wallfahrtskirche in Portugal. Sie gilt als größter Kirchenneubau aus dem 21. Jahrhundert. Die Baukosten betrugen zwischen 60 und 80 Millionen Euro.

Platz 5: Dom Mariä Geburt mit einer Grundfläche von knapp 12.000 Quadratmetern

Der Dom Mariä Geburt befindet sich im italienischen Mailand. Der Bau zog sich von 1388 bis 1562 hin. Die innere Breite des Langhauses beträgt 57,60 Meter.

Platz 6: Marienkathedrale mit einer Grundfläche von mehr als 11.500 Quadratmetern

Bei dieser Kathedrale, die sich in Sevilla befindet, handelt es sich um den größten Kirchenbau weltweit, der aus dem Mittelalter stammt. Die Kathedrale zählt zum Weltkulturerbe.

Platz 7: St. John the Divine mit einer Grundfläche von mehr als 11.000 Quadratmetern

Die Kirche befindet sich in New York und bietet mehr als 12.000 Menschen Platz, wobei 10.000 Sitzplätze vorhanden sind.

Platz 8: Isaakskathedrale mit einer Grundfläche von mehr als 10.500 Quadratmetern

Diese Kathedrale befindet sich im russischen St. Petersburg und wurde zwischen 1818 und 1858 errichtet.

Platz 9: Muttergottesbasilika mit einer Grundfläche von mehr als 10.000 Quadratmetern

Diese Wallfahrtskirche in Polen wurde innerhalb von zehn Jahren (zwischen 1994 und 2004) errichtet und ist damit eines der neuesten, groß dimensionierten Kirchengebäude.

Platz 10: Christuskathedrale mit einer Grundfläche von mehr als 9.500 Quadratmetern

Bei diesem Gebäude, das sich in Liverpool befindet, handelt es sich um eine der letzten Großkirchen im Stile des Neogotik. Sie ist mit ihren mehr als 9.500 Quadratmetern die größte Kirche in Großbritannien.

Veranstaltungen und Besuchszeiten in der Marienkirche

Die Marienkirche ist bis heute nicht nur ein Ort zum Besinnen, sondern Austragungsort verschiedener Veranstaltungen, wie etwa regelmäßige Konzerte und natürlich auch Gottesdienste. Die Gottesdienste finden jeden Sonntag zwischen 10 und 11:30 Uhr statt.

Kirchenführungen in der Marienkirche
Kirchenführungen in der Marienkirche

Auch Kirchenführungen werden in der Zeit zwischen Mai und Oktober sowie in der Adventszeit angeboten – während eines Gottesdienstes natürlich nicht, um dessen Ablauf nicht zu stören. So finden Kirchenführungen jeden Werktag (außer an Feiertagen) um 12:15 Uhr statt. Zwischen den Monaten Mai und September erfolgt eine zusätzliche Führung um 15 Uhr. Die Kosten hierfür betragen aktuell vier Euro für Erwachsene. Wenn Du die Kirche nur für ein Gebet oder ein paar ruhige Momente besuchen möchtest, musst Du natürlich keinen Eintritt bezahlen.

Neben dem Innenraum der Kirche lassen sich auch die Türme und Gewölbe besichtigen. Dies wird zwischen April und Dezember jeweils samstags angeboten. An jedem letzten Samstag des Monats finden öffentliche Turm- und Gewölbeführungen statt. In den Monaten Juni bis September werden Führungen auf die Türme und durch die Gewölbe der Kirche auch zusätzlich mittwochs um 15:15 Uhr angeboten. Auch Sonderführungen sind nach Absprache möglich. Unter der Telefonnummer 0451/77391 lassen sich entsprechende Termine vereinbaren.

Anschrift und Kontakt:

St.-Marien-Kirche Lübeck
Marienkirchhof 1
23552 Lübeck

Tel.: 0451 397700

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